Damit aus Fremden Freunde werden, kommst du als Mensch in unsre Welt …“, so sangen die Gottesdienstbesucher. Wenn es allerdings nach denen gegangen wäre, die hier saßen, wäre es beim Fremdsein geblieben. Die Gemeindefusion, die geplant werden sollte, wollte nämlich eigentlich niemand. „So bald wird das mit der Freundschaft nichts“, sagte denn auch einer der Pfarrer und brachte damit auf den Punkt, was viele dachten.
Aber immerhin: Sie saßen da und sangen gemeinsam, und wer weiß – vielleicht hat der Text des Liedes ja doch den einen oder die andere zum Nachdenken gebracht. Aus der Fusion wurde zwar nichts, aber die beiden Gemeinden verbindet inzwischen eine gute Nachbarschaft, in der an vielen Stellen eng zusammengearbeitet wird. Vielleicht kann man es sogar Freundschaft nennen.
Damit aus Fremden Freunde werden“ – manchmal ist es gut, von etwas zu singen, was man sich noch nicht zu sagen traut. Damit ist die Hoffnung, die das Lied so eindrücklich beschreibt, schon einmal in der Welt, und man kann anfangen, mit vorsichtigen Schritten daran zu arbeiten, dass sie Wirklichkeit wird.
Der Komponist und Dichter des Liedes, Rolf Schweizer, gehörte zu einer Generation von Musikern, die eine neue Art von Liedern in die Kirche brachten: modern, aber nicht zu simpel in der Melodie; weltzugewandt, politisch und dabei theologisch anspruchsvoll im Text. Jetzt ist er gestorben. Sein Lied „Damit aus Fremden Freunde werden“ aber bleibt aktuell. Die Herausforderung, vor die wir uns durch die vielen fremden Menschen in unserem Land gestellt sehen, braucht nämlich gerade besonders viel gesungene Hoffnung.