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Geschenktes Glitzern

Geschenkpapier? Das kam meiner Mutter nicht unter den Weihnachtsbaum. Auf den Geburtstagstisch übrigens auch nicht. Sie fand es völlig überflüssig, jede Gabe extra einzuwickeln – wo sie doch sowieso gleich wieder ausgepackt wurde. Eine Verschwendung an Papier und Zeit. Und Verschwendung war die Sache meiner Mutter nicht.
Ich war daher überrascht, wenn ich woanders Bescherungen erlebte, bei denen jedes Geschenk liebevoll in buntes Papier gehüllt und zusätzlich mit Bändern, Schleifen, Sternchen oder Glitzer verziert dalag. Was für ein Aufwand für einen flüchtigen Moment des Schauens! Aber doch auch wieder sehr schön …

Tatsächlich, so merkte ich dann, hat die Verpackung ja viel für sich. Da ist zum einen die steigende Spannung, wenn man noch nicht genau weiß, was sich unter dem Papier verbirgt. Bei einer Bescherung mit mehreren Beschenkten kann man so außerdem bei jedem mitfiebern und sich mitfreuen, wenn ein Päckchen nach dem anderen ausgewickelt wird. Und ein schön eingewickeltes Geschenk zeigt: Da hat sich jemand Mühe gemacht und nicht nur Geld investiert, sondern auch Zeit und Mühe. Und das macht ein Geschenk noch etwas wertvoller – manche Wissenschaftler, die sich mit dem Thema beschäftigen, sagen, dass in der investierten Zeit und Mühe der eigentliche Wert einer Gabe liegt.
Übrigens: Als meine Mutter Großmutter wurde, gewöhnte auch sie es sich an, ihre Geschenke zu verpacken. Dabei blieb sie sich selbst aber treu: Geschenkpapier und Glitzerband waren immer schon mindestens einmal benutzt worden. Von Verschwendung konnte also weiterhin keine Rede sein.