Nach einem Gerichtsurteil muss die katholische Kirche in Kolumbien interne Unterlagen zu Missbrauchsfällen herausgeben. Selbst das päpstliche Geheimnis gelte nicht, so die Richter. Journalisten hatten geklagt.
Die katholische Kirche in Kolumbien muss Informationen zu sexueller Gewalt offenlegen. Laut Medienberichten gab das kolumbianische Verfassungsgericht am Montag Journalisten Recht, die Klagen gegen Bistümer und Ordensgemeinschaften eingereicht hatten. Ihr Ziel: die vollständige Herausgabe von Akten, in denen Anzeigen wegen Kindesmissbrauchs dokumentiert sind. Die Bistümer hatten sich unter anderem auf das päpstliche Geheimnis berufen.
Laut der Zeitung “El Espectador” betonte das Gericht, dass die Argumentation der Kirche, bestimmte Informationen seien vertraulich, nicht ausreiche. Die Richter kamen zu dem Schluss, dass die Offenlegung solcher Informationen im öffentlichen Interesse und für den Journalismus relevant seien. Sie stellten fest, dass das Recht der Presse auf Information das Datenschutzrecht kirchlicher Amtsträger überwiege, wenn es dem Schutz von Kindern und Jugendlichen diene.
Laut den klagenden Journalisten hat die Kirche bisher lediglich 13 Prozent der angeforderten Informationen zur Verfügung gestellt. Allein durch diese Informationen wollen sie jedoch in den vergangenen zwei Jahren die Namen von über 600 Priestern mit Missbrauchsvorwürfen aufgedeckt haben. “Wir sind sehr glücklich. Die Entscheidung garantiert uns, dass alle 137 Petitionen, die wir eingereicht haben, vollständig beantwortet werden müssen”, zitiert die Zeitung “El Pais” den Journalisten Juan Pablo Barrientos. “Wenn wir mit nur einem Bruchteil der Informationen über 600 Fälle aufdecken konnten, könnten wir mit den verbleibenden 87 Prozent auf bis zu 5.000 beschuldigte Priester kommen”, so der Journalist weiter.
Barrientos recherchiert seit vielen Jahren zu sexuellem Missbrauch in der Kirche in Kolumbien. Er forderte unter anderem das zweitgrößte Bistum des Landes, Medellin, auf, Akten mit den Namen von mutmaßlichen Missbrauchstätern oder Priestern, gegen die es Verdächtigungen gab, herauszugeben. Das Bistum habe jedoch mit unvollständigen Antworten oder völliger Ablehnungen reagiert. Unter anderem habe es sich auf das päpstliche Geheimnis berufen, so “El Pais”. Nun beschritt der Journalist den juristischen Weg und erhielt Recht.