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Gerhart Baums Witwe findet Trost an seinem Schreibtisch

Bis zu seinem Tod arbeitete der Liberale Gerhart Baum an seinem letzten Buch. Nun erscheint es posthum. Seine Frau erzählt, wie sie gemeinsam das Werk vollendeten und wo sie sich ihrem Mann besonders nahe fühlt.

Die Witwe des gestorbenen FDP-Politikers Gerhart Baum, Renate Liesmann-Baum, fühlt sich ihrem Mann an dessen Schreibtisch immer noch nah. “Da sind seine Bücher, da sind seine Gedanken, Notizen, Berge von Papieren, ausgeschnittene Artikel, da liegt seine Brille, die er bis zuletzt trug. Seine Welt, immer noch. Hier finde ich Trost und Kraft”, sagte die Kölnerin in einem Interview des “Kölner Stadt-Anzeigers” (Freitag).

Gerhart Baum war von 1978 bis 1982 unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) Bundesinnenminister. Er starb am 15. Februar im Alter von 92 Jahren. Bis zu seinem Tod arbeitete er an seinem letzten Buch: Am Montag erscheint “Besinnt euch!” posthum. Baum warnt darin davor, die Demokratie “rechtsextremen Systemverächtern” und “größenwahnsinnigen Tech-Milliardären” zu opfern.

Noch an seinen letzten Tagen in der Klinik weigerte sich Baum laut seiner Frau, die Arbeit einzustellen und über den Abschied zu reden. Zwar habe es von Ärzten Hinweise auf das nahende Ende gegeben, so Liesmann-Baum. “Diese Hinweise wurden gehört, aber ignoriert, auch von mir.” Man habe gemeinsam entschieden: “Wir machen weiter. Wir machen das Büchlein fertig.”

Seine unbändige Lebenskraft habe Baum bis zum Ende im Kopf fit gehalten, erzählte die Witwe. “Sein Kopf? Der flog! Ich habe mir oft vorgestellt, der Körper wird immer weniger und irgendwann löst sich der Kopf, und der lebt dann ewig.”