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Geduld statt blinder Eifer

Über Ende und Neuanfang entscheiden nicht wir – Gedanken zum Predigttext am zweiten Advent. Von Jenny Caiza-Andresen, Pfarrerin in der Evangelische Kirchengemeinde Werben.

Von Jenny Caiza-Andresen

So recht passt das nicht zusammen, auch mit unserer Wirklichkeit nicht – der Herr wird bald kommen, aber wir müssen Geduld haben.

Jakobus sieht darin keine Gegensätze. Er wendet sich gegen eine ungeduldige Endzeiterwartung, die vielleicht noch versucht, das Kommen Christi zu beschleunigen. „Seid geduldig und macht eure Herzen fest“, sagt er und illustriert dies mit dem Gleichnis des Bauern, der auf Regen warten muss, um die Saat reifen und Frucht tragen zu sehen. Er wird Unkraut zupfen und gießen. Doch Regen ist in einem Land, wo Hitze und Dürre an der Tagesordnung sind, schlicht notwendig – und den kann er nicht machen. So ist das auch mit dem Reich Gottes, sagt Jakobus, ihr könnt es nicht machen, auch nicht beschleunigen.

Schon Jesus sagt im sogenannten Stürmerspruch (Matthäus 11,12): „Aber von den Tagen Johannes des Täufers bis heute leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalttätigen reißen es an sich. So gesehen sind solche Worte in meiner Erfahrungswelt unheimlich aktuell. „Fanatiker“ könnte man anstelle von „Gewalttätigen“ sagen und alle meinen, die sich mit blindem Eifer in göttlicher Mission glauben. Überall höre ich momentan von Terror. Oft so, als sei es ein muslimisches Problem, wenn Menschen ohne Rücksicht auf Verluste, das, was sie für Gottes Willen halten, in dieser Welt verwirklichen wollen. (…)

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Predigttext für den zweiten Advent: Jakobus 5, 7-8 (Reihe II)So seid nun geduldig, liebe Brüder, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. 8 Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.

Ab diesem Kirchenjahr lesen Sie hier wieder die regulären Predigttexte der Reihe II.