Seit Dienstag erinnert eine Gedenktafel am Volkshaus Jena an die Bibliothekarin Helene Petrenz (1865-1914). Die gebürtige Ostpreußin sei eine Pionierin der öffentlichen Bibliotheksarbeit gewesen, teilte die städtische Kulturdirektion mit. Als Gründungsbibliothekarin habe sie der damaligen Lesehalle Jena vorgestanden und die Entwicklung der heutigen Ernst-Abbe-Bücherei nachhaltig geprägt.
Petrenz war den Angaben zufolge nach Bona Peiser (1864-1929) in Berlin erst die zweite Frau im Deutschen Kaiserreich mit einer leitenden Bibliotheksfunktion und wurde dennoch lange vergessen. Die Tafel soll an ihr beeindruckendes Wirken erinnern. Unter anderem habe sie bereits 1902 einen Umzug der Einrichtung in das neu erbaute Volkshaus Jena verantwortet.
Nach Angaben der heutigen Bibliotheksleitung war Petrenz eine Wegbereiterin für Frauen im Bibliothekswesen. Besonders bemerkenswert sei der Umstand gewesen, dass die Mutter von drei kleinen Kindern ohne die Unterstützung ihres Mannes gelebt habe, der nicht mit nach Jena gezogen sei. Dennoch sei sie dieser verantwortungsvollen Vollzeitbeschäftigung nachgegangen.
Die Gedenktafel wurde auf Initiative des Neuen Lesehallenvereins e.V. Jena angebracht. Der Förderverein der Ernst-Abbe-Bücherei versteht sich unter anderem als Werber um Unterstützung der Einrichtung durch breite Kreise der Jenaer Bürgerschaft.
Die Ernst-Abbe-Bücherei wurde 1896 von mehreren Stifterpersönlichkeiten um Ernst Abbe (1840-1905) gegründet. Nach wechselvoller Geschichte gehört die Einrichtung seit 2005 zum Kulturbetrieb der Stadt Jena.