Die Gedenkstätte Lübecker Märtyrer ist die am meisten besuchte Gedenkstätte in Schleswig-Holstein. Knapp 19.000 Menschen haben die Gedenkstätte in der Lübecker Herz-Jesu-Kirche im vergangenen Jahr besucht. Das geht aus einer kleinen Anfrage der SPD an die Landesregierung hervor. Auf die Frage nach dem Warum sagt Jochen Proske, Leiter des Erinnerungsortes, dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Es ist eine Geschichte, die man gut erzählen kann.“
Bis vor 82 Jahren war hier der Ort, an dem die katholischen Kapläne Eduard Müller, Johannes Prassek und Hermann Lange sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink Menschen tauften, beerdigten, Kinder und Jugendliche auf ihre Kommunion und Firmung vorbereiteten. Es ist aber ebenso der Ort, an dem sie öffentlich Stellung gegen die Verbrechen des Naziregimes bezogen und verbotene Informationen sammelten. Am 10. November 1943 wurden die vier Lübecker Geistlichen durch das Fallbeil hingerichtet.
„Die Hauptgruppe unserer Besucher sind Touristen, von denen die meisten auf dem Weg zum Dom ganz zufällig hereinkommen“, erklärt Proske, der die Gedenkstätte seit 10 Jahren leitet. Nur ein kleiner Teil plane den Besuch. Aber auch Schulklassen und andere Gruppen kämen in die Gedenkstätte. „Häufig ergeben sich Gespräche mit den Ehrenamtlichen.“ Die Menschen begännen zu erzählen, von anderen Orten, an denen die Nazis grausame Dinge vollbrachten, Familiengeschichten und Schicksale. Aber nicht nur das. Es gehe immer auch um die Frage, wo einem im heutigen Alltag Ausgrenzung, Hass und Diskriminierung begegnen. „Das ist so wichtig“, sagt Proske. „Wir wollen ja hier nicht nur eine Geschichte erzählen, die vor 80 oder 90 Jahren passiert ist, und dadurch betretenes Nicken provozieren. Wir müssen Gespräche provozieren!“
2013 wurde die Gedenkstätte eingeweiht. Vier Leben, die seither im Anbau der Propsteikirche erzählt werden. Auch die vorhandene Krypta unter dem Chor der Kirche wurde einbezogen. Direkt daneben, hinter einer schweren Tür, liegen Schätze des Alltags der Geistlichen, die ein ganz persönliches Bild zeichnen. Da ist ein Johannes Prassek, der leidenschaftlich Schallplatten sammelte. Die Hängematte von Eduard Müller. Briefe, eine Kamera, Bücher. „Es waren eben auch einfach ganz normale Männer, und das ist wichtig zu zeigen“, sagt Proske.