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Gedenkfeier in Buchenwald – Philosoph Omri Boehm ausgeladen

Ein renommierter Philosoph, eine umstrittene Einladung, eine abrupte Absage: Omri Boehm sollte bei einer Gedenkfeier in Buchenwald erst sprechen – nun doch nicht. Hintergrund: ein Konflikt mit der israelischen Regierung.

Bei der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar ist der israelisch-deutsche Philosoph Omri Boehm offenbar wieder von der Rednerliste genommen worden. Wegen der Einladung Boehms habe sich ein Konflikt zwischen der Gedenkstätte und Vertretern der israelischen Regierung angebahnt, sagte Jens-Christian Wagner, Leiter der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, dem “Spiegel” (Mittwoch). Er habe anreisende Überlebende davor schützen wollen, in den Streit hineingezogen und im schlimmsten Fall instrumentalisiert zu werden.

Der in New York lehrende Boehm hat unter seinen Vorfahren selbst Holocaustüberlebende. Seine Bücher wie etwa “Israel – eine Utopie” und Thesen werden weltweit wahrgenommen, polarisieren aber auch. Der Philosoph vertritt eine kritische Haltung zur Regierung seiner Heimat Israel und zur dortigen Gedenkkultur. Zu den Vorfällen in Weimar wollte er sich nach Angaben des “Spiegel” nicht äußern.

Ein Sprecher der israelischen Botschaft sagte dem Magazin: “Die Entscheidung, mit Omri Boehm einen Mann einzuladen, der Yad Vashem als Instrument politischer Manipulation bezeichnet, den Holocaust relativiert und sogar mit der Nakba verglichen hat, ist nicht nur empörend, sondern eine eklatante Beleidigung des Gedenkens an die Opfer.”