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Geborgenheit für viele

Was ist Heimat? Da gehen die Meinungen weit auseinander. Für den Schreiber dieser Zeilen ist klar: Gerade Kirche kann Heimat geben. Er selbst hat es so erfahren. Und viele andere

Heimat. Kaum versucht man, diesen Begriff zu beschreiben, entgleitet er einem. Ist es ein Ort? Die Stadt, in der ich geboren oder aufgewachsen bin? Die Region, in der ich jetzt lebe, mit Freunden, mit Familie? Oder ist es womöglich gar nicht zu lokalisieren? So wie Herbert Grönemeyer es in einem Lied singt: „Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl.“ Beruhigend, dass selbst ein bekanntes Online-Lexikon feststellt: „Der Heimatbegriff befindet sich in ständiger Diskussion.“ Und die Unterscheidung zwischen „Heimat“ und „Zuhause“ führt sprachlich auch nicht weiter. Da ist es im Englischen leichter, da gibt es nur „home“.

Jeder kann wohl nur für sich selbst definieren, was für ihn Heimat oder sein Zuhause ist. Und beides kann auch negativ besetzt sein. Nicht alle haben ein schönes Zuhause oder gute Erinnerungen an ihre Heimat.

Immer wieder hört man von Menschen, dass Kirche für sie wie Heimat oder wie ein Zuhause ist. Gemeint ist damit in der Regel die Gemeinde vor Ort, die Menschen, die sich regelmäßig in Gruppen oder im Gottesdienst treffen, die Projekte planen, zusammen musizieren und Feste feiern.

Für manche ältere Menschen sind das wichtige soziale Kontakte, die teilweise schon über Jahrzehnte bestehen. Von Jüngeren ist immer wieder zu hören, dass die Jugendarbeit für sie ein wichtiger Ort neben der Familie ist. Für manche ist die Jungschar oder die Jugendgruppe sogar wie ein zweites Zuhause oder eine Ersatzheimat.

Dem Schreiber dieser Zeilen ging es nicht anders. Wenn es im Elternhaus kriselte, tat es gut, im Gemeindehaus Menschen zu treffen, die es gut mit einem meinten. Hier wurde diskutiert, gesungen, gebetet, gespielt. Es ging auf Freizeiten nach Skandinavien und zum Zelten ins Bergische Land. Das sind Erfahrungen, die prägen – manchmal mehr als die Erziehung daheim oder der Lernstoff aus der Schule.
Dazu kam die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen. Eine Kindergruppe leiten, eine Jugendwoche durchführen, Gottesdienst planen. Wenn man sich daran noch nach Jahrzehnten gern erinnert, dann findet sich vielleicht doch eine Definition von Heimat.

Neben Fertigkeiten, Anregungen und Anstößen zum Glauben kann man in einer Kirchengemeinde nämlich Geborgenheit finden.
Gewiss erleben manche leider das Gegenteil und wenden sich dann von der Kirche ab. Weil es eben auch da menschelt. Schön aber, wenn Frauen, Männer und Kinder aller Altersgruppen in einer Gemeinde Geborgenheit finden. Weil sie dort sie selbst sein können, keine Leistung bringen müssen, Fehler, Fragen und Zweifel haben dürfen.

Nicht umsonst wurde „Geborgenheit“ im Jahr 2004 zum zweitschönsten Wort der deutschen Sprache gekürt. Der Begriff meint Sicherheit, ein Wohlgefühl, Vertrauen, Zufriedenheit, Akzeptanz und Liebe. Das sind hohe Ziele für die Gemeindearbeit. Aber es lohnt sich, diese Ziele zu verfolgen. Dann kann Kirche auch künftig für viele ein Zuhause sein.