Das millionste Gebet meldet jetzt das Internet-Portal amen.de. Will heißen: Eine Million Mal haben Menschen in den vergangenen drei Jahren dort ihre Bitten, ihre Klagen und ihren Dank vor Gott gebracht – und vor die Menschen, die mitbeten.
Denn bei dem Gebets-Portal geht es nicht nur darum, Gebets-Anliegen aufs Geratewohl ins weltweite Netz zu schicken. Es wird noch mehr geboten: Eine Schar von Mitbetern erhält die Gebetsanliegen per E-Mail und nimmt sie mit auf in ihre eigenen Gebete. Über 3600 sind dafür registriert. Im besten Fall multipliziert sich also ein Gebet um diesen Faktor. Das gibt eine beeindruckende Zahl.
Nur: Beten im Internet – ist das nicht merkwürdig? Ein Gebet ist doch erst einmal eine intime Situation. Eine Situation, in der ich mich konzentriere – also bei genau einer Sache bin: bei Gott und meinen Wünschen an ihn. Meine innersten Anliegen hinauszutragen vor tausend Unbekannte, die sie irgendwo an ihrem Computer oder Handy lesen, scheint dem entgegenzustehen.
Andererseits: Schon der Apostel Paulus schickte seine Gebetsanliegen in die Welt hinaus. „Betet für uns“, schrieb er in seinen Briefen an die fremden Gemeinden. Wer weiß – vielleicht waren es ebenfalls Tausende, die auf diese Bitte hin die Hände falteten.
Jemanden ins Gebet mit aufzunehmen, ist ein Liebesdienst mit einer langen Tradition im Christentum. Ob man Mitbeter im Internet sucht, in einer kleinen Gruppe Fürbitte hält oder lieber allein bleibt beim Gespräch mit Gott, ist wahrscheinlich eine Frage von Alter, Erziehung und Gewohnheit. Für mich persönlich ist das Internet-Beten eher fremd. Aber mir geht das Herz auf, wenn mir jemand sagt: Ich bete für dich – so oder so.