Nach Ansicht von Elisabeth Hartlieb, Landeskirchliche Beauftragte für das christlich-islamische Gespräch der badischen Landeskirche, sollten die Vielfalt der muslimischen Zivilgesellschaft und ihr gesellschaftlicher Beitrag mehr geschätzt werden. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) spricht die habilitierte Theologin über interreligiöse Gastfreundschaft und erklärt, warum diese wichtig ist.
epd: Frau Hartlieb, Sie verabschieden sich mit einer Fachveranstaltung zur „Interreligiösen Gastfreundschaft“ in den Ruhestand. Warum ist Ihnen das Thema „Gastfreundschaft“ wichtig?
Elisabeth Hartlieb: Im Laufe meiner Arbeit im christlich-islamischen Gespräch ist mir deutlich geworden, wie wesentlich eine gastfreundliche, empathische und am Gegenüber interessierte Haltung für die Begegnung zwischen Menschen verschiedener Religionen und Herkunft ist. Vonseiten muslimischer Menschen ist mir dabei eine große Gastfreundlichkeit begegnet, an der ich vieles schätze und gerne aufnehmen möchte. Es liegt mir daran, dass wir in dieser Grundhaltung die zwischen christlichen Gemeinden und Moscheegemeinden ins Stocken geratenen Beziehungen wieder beleben und Vertrauen neu aufbauen, das durch den Generalverdacht gegenüber Muslimen verloren gegangen ist.
epd: Sie waren landeskirchliche Beauftragte für das christlich-islamische Gespräch: Was liegt Ihnen als Christin und Vertreterin der badischen Landeskirche im Umgang mit Musliminnen und Muslimen am Herzen?
Hartlieb: Mir liegt vor allem am Herzen, dass wir die Vielfalt der muslimischen Zivilgesellschaft und ihre Beiträge zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft wahrnehmen und schätzen. Die Arbeit, die zum Beispiel vom „Sozialdienst muslimischer Frauen“ geleistet wird und der meine volle Anerkennung gehört, oder die Bildungsangebote der Muslimischen Akademie Heidelberg, halte ich innermuslimisch und für unsere ganze Gesellschaft für sehr wichtig. Die Musliminnen und Muslime, die sich hier schon über Jahre engagieren, sehe ich auch als Partner für den interreligiösen Dialog, der über das Gespräch mit den Islamverbänden hinausgehen muss.
epd: Am 1. Mai gehen Sie in Ruhestand. Wie geht es dann mit Ihrer Stelle weiter?
Hartlieb: Nach meinem Ruhestand wird das christlich-islamische Gespräch von den beiden evangelischen Landeskirchen in Baden-Württemberg zusammengelegt und gemeinsam betrieben. Friedmann Eißler, Islambeauftragter der württembergischen Landeskirche, wird dann auch für die badische Landeskirche dieses Arbeitsfeld betreuen. Wir haben diese Zusammenarbeit langfristig vorbereitet, sodass ich beruhigt in den Ruhestand gehen kann. (0959/25.04.2025)