Artikel teilen:

Fußball-Studie: Misserfolge beeinflussen Psyche teils stark

Wenn Mannschaften in der Krise stecken, sieht man das auch auf dem Platz. Sportwissenschaftler sind den Ursachen von Krisen im Profifußball auf den Grund gegangen.

Misserfolge können sich erheblich auf die Psyche von Profi-Fußballern auswirken: Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie von Sportwissenschaftlern des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Darko Jekauc, Professor am dortigen Institut für Sport und Sportwissenschaft, nennt als einen typischen Auslöser für Krisen “sehr große Erwartungen” an die Mannschaft.

“Die Mannschaft soll möglichst genauso abschneiden wie letztes Jahr und ungefähr das gleiche Level erreichen wie in den letzten Jahren. Und dann läuft in diesem Jahr etwas anders”, beschreibt Jekauc in einem Video-Interview des KIT den Beginn einer Abwärtsspirale. Die Mannschaft kassiere etwa kurz vor Schluss ein Gegentor, verliere und stehe plötzlich drei oder vier Plätze weiter unten. “Das setzt einen Prozess in Gang, der ziemlich verheerende Konsequenzen hat auf die Psyche der Spieler”, erklärt der Sportpsychologe.

Auf Ebene des einzelnen Spielers gingen Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen herunter. Auch körperlich könne sich Versagensangst bemerkbar machen, etwa an erhöhtem Blutdruck. Die Effekte auf den einzelnen Spieler wirkten sich wiederum schnell auf die Mannschaft aus. “Die Atmosphäre im Team verändert sich, die Kommunikation fängt an zu leiden”, erklärt Jekauc. Das führe zu Grüppchenbildung innerhalb der Mannschaft; der Zusammenhalt schwinde.

“Das ist, was man am Ende auch auf dem Feld sieht”, sagt der Professor. Die Mannschaft stehe nicht als eine Einheit da, sondern als “Ansammlung von Individuen, die versuchen, ihre Fehler zu vermeiden”. Kein Spieler wolle verantwortlich sein für den Ballverlust, der dann vielleicht zum nächsten Gegentor führe. So würden riskante Pässe und Dribblings im Spiel vermieden. “Das führt dazu, dass die Mannschaft nicht mehr so kreativ ist”, analysiert Jenkauc, für dessen Studie laut Angaben ausführliche Interviews mit sechs aktuellen und drei ehemaligen Profifußballern geführt wurden.

Im Weg aus der Krise ist den Forschern zufolge “das direkte Umfeld einer Profimannschaft” gefordert – also etwa Trainer und Management. Sie müssten unterstützende Strategien entwickeln, die die Resilienz, also Widerstandskraft, der Spieler stärkten und die Teamdynamik erhielten.