Der „Bahnsteig 42“ ist ein Inklusionsprojekt mit Vorzeigecharakter. Im alten Bahnhofsgebäude von Letmathe, einem Stadtteil von Iserlohn, arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Beispielsweise im hauseigenen Café-Bistro, das seit April 2015 von Mitarbeitenden der Iserlohner Werkstätten in Kooperation mit dem „dia-service“, dem Gastronomie-Dienstleister der Diakonie Mark-Ruhr, betrieben wird.
Für die Menschen mit Handicap ist diese Arbeit ein guter Einstieg ins Arbeitsleben. Fast rund um die Uhr erhalten die Zugreisenden vom schnellen Frühstück mit Brötchen oder Kaffee to Go über Snacks oder Salate bis hin zu warmen und kalten Getränke alles gegen den kleinen Hunger. Im Bahnhofs-Kiosk gibt es neben Zeitungen und Büchern auch aktuelle Informationen für die Zugreisenden. Ausflügler können sich hier über die schönsten Fahrradrouten ins Sauerland erkundigen.
Ebenfalls im Bahnhofsgebäude befindet sich „caput“, das hauseigene Magazin der Iserlohner Werkstätten, das mit seinem kompletten Redaktionsteam hier zu Hause ist. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die zum größten Teil mit schweren körperlichen Einschränkungen leben, erstellen hier viermal im Jahr das „etwas andere Magazin“, das sich primär mit dem Leben von Menschen mit Behinderung beschäftigt. Ebenso haben hier Menschen mit Behinderung in einer Wohngruppe ein Zuhause gefunden.
Architekt rettete den Bahnhof vorm Verfall
Entwickelt wurde die Idee für die Neunutzung des Bahnhofsgeländes von der Diakonie Mark-Ruhr, dem Psychosozialen Trägerverein und den Iserlohner Werkstätten gemeinsam mit einem ortsansässigen Architekten, der das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1865 kurzerhand kaufte und vor dem Verfall rettete. Dank des Engagements ist eine attraktive Bahnstation mit viel Service entstanden – über die sich auch die Bürger in Letmathe freuen, denen so ihr beliebter Bahnhof erhalten bleibt und mehr denn je genutzt wird.
Wie am Bahnhof Letmathe Menschen mit und ohne Behinderung zusammen arbeiten und leben, das ist vorbildhaft. Deshalb war das Projekt „Bahsteig 42“ auch mit guten Aussichten ins Rennen um den Inklusionspreis 2016 des Landes Nordrhein-Westfalen gegangen. Dass es sogar mit dem 2. Hauptpreis ausgezeichnet wurde, freute dann nicht allein die Verantwortlichen des Letmather Inklusionsprojektes, sondern auch die Vertreter des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn, die ebenfalls mit ihrem Projekt „Barrierefreier Kirchenkreis“ nominiert waren, es aber nicht auf die ersten Plätze schaffte.
„Menschen mit und ohne Behinderung sollen sich etwas zutrauen können, auch die Gesellschaft soll ihnen etwas zutrauen. Das ist mit dem Konzept des Bahnsteigs 42 gelungen.“ Mit diesen Worten würdigte der Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales, Wilhelm Schäffer, in seiner Laudatio bei der Preisübergabe in Düsseldorf das Letmather Inklusionsprojekt.
Im Jahr 2015 hat die Landesregierung erstmals einen Inklusionspreis ausgelobt. Dabei wurde deutlich, wie viele Projekte es bereits gibt, die dazu beitragen, die gleichberechtigte und wirksame Teilhabe von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen umzusetzen. In diesem Jahr hat eine Jury aus Fachleuten und Betroffenen-Verbänden aus rund 200 Bewerbungen 23 Projekte zur Inklusion von Menschen ausgewählt, die in die engere Wahl für den Preis kamen. Acht Projekte wurden vom Ministerium mit einem Preisgeld von 24 000 Euro ausgezeichnet. Mit dem Inklusionspreis will die Landesregierung besonders gelungene Ideen und Aktivitäten zur Inklusion bekannt machen und zur Nachahmung empfehlen.
• Internet: www.bahnsteig42.de. Unter dem Punkt „caput“ können die Ausgaben des Magazins im Internet gelesen werden.