Laut Statistik-Bundesamt dürfen am 23. Februar 400.000 Erstwähler weniger ihre Stimme abgeben als wenn es beim ursprünglichen Wahltermin geblieben wäre. Ein Politikwissenschaftler verweist auf niedrige Wahlbeteiligung.
Rund 400.000 junge Männer und Frauen verpassen wegen des vorgezogenen Termins die Bundestagswahl. Am ursprünglich geplanten Wahltag am 28. September wären sie 18 Jahre alt gewesen, am 23. Februar sind sie noch 17 und damit nicht wahlberechtigt. Die Zahl der Betroffenen ergibt sich aus Berechnungen des Statistischen Bundesamts, die der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegen.
Grundlagen sind die aktuelle Fortschreibung der Volkszählung “Zensus 2022” sowie Schätzungen zur Zahl der Einbürgerungen. Demnach sind es anstelle von rund 2,7 Millionen Erstwählerinnen im September bei der Wahl in drei Wochen nur rund 2,3 Millionen. Wie eine Sprecherin der Statistikbehörde weiter erläuterte, sind am 23. Februar etwa 15 Prozent des Geburtsjahrgangs 2007 volljährig – Ende September wären es 75 Prozent gewesen.
Insgesamt sind bei den Wahlen zum 21. Deutschen Bundestag etwa 59,2 Millionen Bürger in Deutschland wahlberechtigt, rund 28,6 Millionen Männer und 30,6 Millionen Frauen. Dazu kommt noch eine von den Statistikern nicht näher bezifferte Zahl von im Ausland lebenden Deutschen.
Die Altersverteilung zeigt ein deutliches Übergewicht älterer Wähler. So sind 42,1 Prozent der Stimmberechtigten älter als 60. Dagegen sind nur 27,2 Prozent zwischen 18 und 40 Jahren alt.
Den Altersmedian der Wahlberechtigten geben die Statistiker mit rund 55 Jahren an. “Dies bedeutet, dass die Hälfte der Wahlberechtigten unter oder gleich 55 Jahre sowie die andere Hälfte der Wahlberechtigten größer oder gleich 55 Jahre alt sind”, sagte die Destatis-Sprecherin.
Für den Leiter der Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg, Michael Wehner, hat die Altersverteilung auch Auswirkung auf den politischen Kurs. “Die Demografie ist eindeutig, es gibt deutlich mehr alte als junge Wähler. Und daran orientieren sich die Parteien programmatisch”, sagte der Politikwissenschaftler der KNA.
Er verwies aber auch darauf, dass die Wahlbeteiligung bei den jüngeren Wahlberechtigten deutlich niedriger liegt als bei den älteren. “Das erste Mal scheint für Erstwähler noch attraktiv zu sein, aber besonders in der Gruppe der Zweitwähler zwischen 20 und 30 ist die Wahlbeteiligung sehr niedrig.”