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Früherer Anglikaner-Primas Rowan Williams wird 75

Als Erzbischof von Canterbury hatte Rowan Williams eine schwere Zeit; musste sich immer wieder gegen einen Bruch der anglikanischen Weltgemeinschaft stemmen. Seit er den Posten los ist, widmet er sich alten Leidenschaften.

Rowan Williams, früherer Primas der Anglikaner, wird am Samstag (14. Juni) 75 Jahre alt. Als 104. Erzbischof von Canterbury stand er der anglikanischen Weltgemeinschaft von Ende 2002 bis Ende 2012 als Ehrenprimas vor. Danach nahm er einen Lehrauftrag am Magdalene College in Cambridge an. Zudem gab er einen Band mit eigenen Gedichten heraus und verfasste ein Theaterstück über William Shakespeare (1564-1616) und seinen mutmaßlich katholischen Glauben.

Auch nach seiner Emeritierung bleibt Williams als Erzbischof Mitglied des britischen Oberhauses. Zudem übernahm er 2013 den Vorsitz des internationalen Hilfswerks “Christian Aid”. Bevor er 1991 zum Bischof von Monmouth gewählt wurde, lehrte Williams in Oxford. Zudem ist der Waliser Mitglied der dortigen Gemeinschaft von Druiden.

Von Haus aus liberal gesinnt, musste er als Primas der anglikanischen Weltgemeinschaft immer wieder die Brücke zwischen Traditionalisten und Kirchenreformern schlagen, etwa in der Frage der Weihe weiblicher oder homosexueller Bischöfe. 2011 zelebrierte Williams als geistliches Oberhaupt der anglikanischen Kirche die Hochzeit von Kronprinz William und Kate Middleton in Westminster Abbey. Er selbst ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

Die anglikanische Kirche entstand zur Zeit der Reformation in England. König Heinrich VIII. brach 1533 mit dem Papst, weil dieser sich weigerte, die Ehe des Königs zu annullieren. Als Oberhaupt einer neuen Staatskirche setzte sich Heinrich VIII. 1534 selbst ein. In Glaubensfragen blieben die Anglikaner zunächst bei der katholischen Lehre. Später setzten sich protestantische Einflüsse durch, die 1549 zur Veröffentlichung des ersten anglikanischen Glaubensbuches führten, des “Book of Common Prayer”.

Weltweit gehören der anglikanischen Kirche zwischen 70 und 80 Millionen Mitglieder an. Außerhalb Englands gibt es 26 anglikanische Kirchenprovinzen, darunter in den USA, Australien und in mehreren afrikanischen Ländern, die an Bedeutung zunehmen. Der Mutterkirche von England steht die Königin beziehungsweise der König als weltliches Oberhaupt vor. Geistliches Oberhaupt, Primas der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft ist der Erzbischof von Canterbury. Er hat jedoch als “Primus inter pares” (Erster unter Gleichen) keine Weisungsbefugnis für die jeweiligen Nationalkirchen.