In meiner Kindheit gab es nach der Bescherung immer „Falscher Hase“. Das ist ein Hackbraten mit hartgekochten Eiern in der Mitte. Die Bezeichnung kommt vermutlich von den kupfernen oder irdenen Hasenpfannen, in denen Hackbraten in vergangenen Jahrhunderten gebacken wurde.
Meine Großmutter, die dafür zuständig war, nutzte immer einen sogenannten Römertopf. Und ich erinnere mich, dass mein Großvater den halben Tag Endiviensalat ganz dünn schnitt, der dazu gegessen wurde. Denn es musste eine große Familie versorgt werden: Großeltern, Onkel und Tanten mit Kindern, meine Eltern, meine drei Geschwister und ich.
Mit meinen Kindern feierten wir Weihnachten immer bei den Schwiegereltern im Odenwald. Dort kochte Oma Ida immer Schweinelendchen im Blätterteig. Da meine Frau schon lange Vegetarierin ist, gab es dazu ganz viele Salate.
Als dann wir an Heiligabend für die Küche zuständig wurden, wechselte das Gericht wieder: Jetzt gibt es Pastetchen mit Salaten. Solange meine Schwiegermutter noch lebte, gefüllt mit Hühnerfrikassee, heute nur noch mit Lachs und anderen Meeresfrüchten. Ich vermute mal, das ist auch in diesem Jahr so, obwohl wir nur in einer kleinen Runde um den Tisch sitzen werden.
Traditionen verändern sich eben im Laufe eines Lebens –auch am Heiligen Abend. Und das ist gut so. Helmut Paulus
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Früher – und heute
