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Friedensforscher warnen vor neuem Atom-Wettrüsten

Seit Ende des Kalten Krieges ist die Zahl der Atomwaffen stetig zurückgegangen – bis jetzt. Die Atommächte rüsten wieder auf, hat das SIPRI-Institut ermittelt. Obendrein greife eine neue “Atomrhetorik” um sich.

Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI warnt vor einem neuen atomaren Wettrüsten. Fast alle neun Atommächte modernisierten und erweiterten derzeit ihre nuklearen Arsenale, heißt es in dem am Montag veröffentlichten SIPRI-Jahresbericht. Dies geschehe obendrein zu einem Zeitpunkt, an dem das internationale System der Rüstungskontrolle stark geschwächt sei.

“Die Ära der weltweiten Reduzierung von Atomwaffen, die seit dem Ende des Kalten Krieges andauerte, geht zu Ende”, sagte Hans M. Kristensen, Associate Senior Fellow im SIPRI-Programm für Massenvernichtungswaffen und Leiter des Nuklearinformationsprojekts der Federation of American Scientists (FAS). “Stattdessen beobachten wir einen klaren Trend zu wachsenden Atomwaffenarsenalen, verschärfter Atomrhetorik und der Aufkündigung von Rüstungskontrollabkommen.”

Seit dem Ende des Kalten Krieges habe die schrittweise Demontage ausgemusterter Sprengköpfe durch Russland und die USA in der Regel die Stationierung neuer Sprengköpfe übertroffen, was zu einem jährlichen Rückgang des weltweiten Atomwaffenbestands führte. “Dieser Trend dürfte sich in den kommenden Jahren umkehren, da sich das Tempo der Demontage verlangsamt, während die Stationierung neuer Atomwaffen zunimmt”, heißt es in dem Jahresbericht.

Den Gesamtbestand an Atomwaffen schätzen die Friedensforscher auf 12.241 Sprengköpfe zu Beginn dieses Jahres. Rund 90 Prozent davon besitzen demnach Russland und die USA, “doch China könnte nun auch in Friedenszeiten Sprengköpfe auf Raketen vorhalten”. Mit Sorge blicken die Friedensforscher darauf, dass der letzte Vertrag über die nukleare Rüstungskontrolle zwischen Russland und den USA Anfang 2026 ausläuft. Es seien keine Bemühungen erkennbar, diesen zu verlängern oder zu ersetzen.