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Freisein erfordert Mut

Die Rolle von Frauen für die Bewahrung der kurdischen Sprache und Identität thematisiert eine Installation im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien (ZKM). Das Projekt „The Voice of Women is the Voice of Freedom“ (Die Stimme der Frauen ist die Stimme der Freiheit) des kurdischen Künstlerpaars Khanda Hameed und Nabaz Samad wird am Freitagnachmittag der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Künstler stammen aus Sulaimani im Nordirak und seien derzeit als Stipendiaten am ZKM Karlsruhe, erläutert Kurator Philipp Ziegler. In ihrer Installation beschäftigen sie sich mit den zentralen Begriffen des politischen Slogans „Frauen, Leben, Freiheit“ der kurdischen Frauenbewegung. Sie wird im Rahmen der Ausstellung „Fellow Travellers. Kunst als Werkzeug, die Welt zu verändern“ gezeigt.

Dies sei nicht einfach nur ein Slogan, sondern die „Philosophie eines freien Lebens“, erläutert die Schriftstellerin, Kulturarbeiterin und feministische Aktivistin Khanda Hameed dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wenn du frei sein willst, musst du mutig sein, Widersachern widerstehen und deine Stimme erheben.“

In ihrem Projekt heben Khanda Hameed und Nabaz Samad, die beide Philosophie studiert haben, die Widerstandsfähigkeit kurdischer Frauen und der kurdischen Sprache hervor. Sie zeigen die strukturellen Zusammenhänge zwischen der Gewalt gegen Frauen, der Unterdrückung von Sprache, dem Auslöschen von Wissen, dem Zerstören der Umwelt und kulturellem Völkermord auf.

Dazu verknüpfen sie die etymologischen Wurzeln der kurdischen Worte „jin“ (Frau) und „jîyan“ (Leben). Wie eng kurdische Frauen mit dem Leben und der Natur verbunden sind, stellen sie in Form eines Diagramms auf einem großen, weißen Banner dar. Dies soll nicht nur eine Beschreibung des Ist-Zustands sein, sondern auch Wege zur Veränderung zeigen.

Immer wieder gebe es Versuche, Frauen, zum Schweigen zu bringen, kritisieren die Künstler. Die Folgen der Unterdrückung zeigten einen direkten Zusammenhang mit der Zerstörung sowohl der Kultur als auch der Umwelt. Bis Mai sind die Künstler noch in Deutschland. Danach wollen sie trotz aller Gefährdungen in ihre Heimat zurück: „Dort können wir unser Volk besser unterstützen.“

Ausgangspunkt der Installation ist ein sechsseitiger Brief des Kunstkritikers und Universitätsdozenten Nabaz Samad an seine Frau, der auch in englischer und deutscher Übersetzung vorliegt. Darin berichtet er, welche Folgen die sogenannte Anfal-Operation des Baath-Regimes 1988 auf ihn persönlich hatte. Er sei erst drei Monate alt gewesen, als auch sein Vater im Rahmen des Völkermords an den Kurden getötet wurde.

In dem Brief gibt er zudem seiner kleinen Tochter Zriwa ein Versprechen: „Du sollst wissen, dass deine Mutter und ich alles in unserer Macht Stehende dafür tun, um sicherzustellen, dass du und alle kurdischen Kinder in Frieden und Freiheit leben könnt – dass ihr nie sehen und erleben müsst, was wir gesehen und erlitten haben.“ (0697/28.03.2025)