Die Lebenswelten sorbischer Jugendlicher im deutsch-tschechischen Grenzgebiet in den Jahren nach 1945 sind Thema eines neuen Forschungsprojekts. Im Mittelpunkt stünden Fragen zu damaligen sozialen und kulturellen Bedingungen, teilte das Sorbische Institut am Montag in Bautzen mit. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte dreijährige Projekt widmet sich konkret der Situation sorbischer Jugendlicher, die zwischen 1945 und 1950 zur Ausbildung in die damalige Tschechoslowakei geschickt wurden.
Das Thema zähle zu den bisher kaum erforschten Bereichen der ostmitteleuropäischen Geschichte, hieß es. Gefragt werde auch nach individuellen Handlungsspielräumen in einer Zeit tiefgreifender politischer und gesellschaftlicher Umbrüche. Das Projekt wird am Sorbischen Institut in Bautzen realisiert. Erforscht werden sowohl „die organisierten Ausbildungswege als auch die Erfahrungen, Erwartungen und alltäglichen Herausforderungen der Jugendlichen“.
Ziel sei, neue Perspektiven auf die Nachkriegsgeschichte im ostmitteleuropäischen Raum zu eröffnen, hieß es. Dargestellt werden soll die Sicht junger Menschen, die laut Institut „grenzüberschreitend in Bewegung waren und deren Lebenswege bislang weitgehend im Schatten der großen Geschichte standen“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sei eine „sorbische Elitenbildung“ ein Ziel gewesen, hieß es. Ende 1945 startete ein Bildungsprogramm mit Schulen und Internaten im tschechischen Grenzgebiet. Mehrere hundert sorbische Jugendliche im Alter von elf bis 17 Jahren erhielten damit einen Zugang zur höheren Schulbildung.