Wer sich einsam fühlt, ist selber schuld. Falsch gedacht, sagt eine Wissenschaftlerin. Betroffen seien nicht nur schüchterne oder sozial unbeholfene Menschen. Auch in der Arbeitswelt könnten Weichen gestellt werden.
Unternehmen sollten darauf achten, dass sich ihre Beschäftigten am Arbeitsplatz nicht einsam fühlen. Einsamkeit führe zu schlechteren Leistungen, weniger Teamzusammenhalt, mehr Burnout und höherer Fluktuation, sagte die neuseeländische Forscherin Sarah Wright der “Süddeutschen Zeitung” (Dienstag). Das Problem dabei sei: “Einsamkeit ist ansteckend.” Wright forscht an der Business School der University of Canterbury seit mehr als 20 Jahren zum Thema.
Nicht die Menge an Arbeit mache einsam, so die Wissenschaftlerin. Wenn ein Team gemeinsam mit einem großen Projekt befasst sei, könne das “super verbindend” sein. “Problematisch wird es, wenn man das Gefühl hat, dass niemand mehr wirklich da ist, weil alle nur noch für sich selbst funktionieren und niemand mehr auf andere achtet.” Genauso gelte: Niemand werde automatisch weniger einsam, nur weil alle aus dem Home-Office ins Büro zurückkehrten.
Wright rät Chefs dazu, “Möglichkeiten für Verbindungen zu schaffen, ohne die Leute dazu zu zwingen”. Das könnten regelmäßige Mittagessen sein, bei denen die Firma zahle, Small Talk am Anfang eines Meetings oder eine Happy Hour während der Arbeitszeit. “Die aber bitte schon um 16 Uhr, damit auch Eltern oder andere Pflegende teilnehmen können.”
Zufriedene Mitarbeitende, die keine zusätzlichen Interaktionen wünschten, seien kein Problem. Es sei aber wichtig, herauszufinden, warum jemand nicht mitmachen wolle. Manche fühlten sich überfordert, seien introvertiert, oder hätten schlechte Erfahrungen mit erzwungenen Teambuilding-Maßnahmen.