Forscher aus Hannover untersuchen, welche Hürden Menschen mit Migrationshintergrund beim Zugang zu Gesundheitsleistungen in Niedersachsen erleben. Das betreffe etwa die Bereiche Frauengesundheit, psychische Gesundheit und Pflege, teilte die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) am Freitag mit. An dem Projekt ist auch die Universität Hannover beteiligt. Das Land Niedersachsen und die Volkswagen-Stiftung fördern das Vorhaben mit insgesamt 3,9 Millionen Euro.
Mithilfe von Gesundheitsdaten und künstlicher Intelligenz (KI) wollen die Wissenschaftler Unterschiede beim Zugang und bei der Nutzung von medizinischen Leistungen herausarbeiten. „Dabei werden wir umfangreiche Datensammlungen nutzen, darunter Daten aus großen Datenbanken wie Krankenversicherungsdaten und Daten der Nationalen Kohorte Deutschlands“, sagte der Gesundheitsökonom Christian Krauth von der MHH. Die Forschenden wollen Verbände, Verwaltung und Selbsthilfeorganisationen aktiv einbinden und so ein hohes Maß an gesellschaftlicher Teilhabe gewährleisten, um Strategien und Empfehlungen für die Gesundheitspolitik in Niedersachsen zu entwickeln.
Ein besonderer Schwerpunkt des Projekts liegt den Angaben zufolge auf der ethnischen, kulturellen, demografischen und sozioökonomischen Vielfalt. „Die Versorgung bei Menschen mit Migrationshintergrund ist aus unterschiedlichen Gründen häufig nicht angemessen und führt zu schlechteren Gesundheitsergebnissen“, erläuterte Krauth. Betroffene hätten beispielsweise oft andere Krankheitsmuster, die unterschiedliche medizinische Bedürfnisse mit sich brächten, litten im Durchschnitt häufiger an Tuberkulose, Hepatitis B und chronischen Krankheiten wie Typ-II-Diabetes.
Eine weitere große Herausforderung ergebe sich aus dem ungleichen Zugang zu Gesundheitsdiensten aufgrund von Sprachbarrieren, kulturellen Besonderheiten oder Unkenntnis des deutschen Gesundheitssystems. „Unser Ziel ist es, Lücken im gleichberechtigten Zugang zur Gesundheitsversorgung zu identifizieren und mit Hilfe mittel- und langfristiger Strategien diese dann zu schließen“, betonte Krauth.