ChatGPT statt Deutschheft? Künstliche Intelligenz kann Aufgaben lösen, aber nicht das Denken ersetzen, betont ein Forscher. Er erklärt, wie die Anwendungen das Lernen verändern – und hat Tipps für Lehrkräfte.
Künstliche Intelligenz (KI) im Schulunterricht ja – aber auf reflektierte Weise: Dafür wirbt der Erziehungswissenschaftler Jochen Lange von der Universität Siegen. Die alltägliche Verfügbarkeit digitaler Technologien stelle den Schulalltag vor Herausforderungen, sagte der Wissenschaftler der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Ein einzelnes heimlich aufgenommenes Foto reiche oft aus, um die KI etwa Schulaufgaben innerhalb von Sekunden lösen zu lassen. Auch die Vorbereitung für Referate könne KI größtenteils übernehmen. Lange untersucht, wie technologische Entwicklungen Kommunikation, Teilhabe und Bildung verändern.
Viele Grundschüler seien täglich von Technologien wie Alexa, von algorithmisch gesteuerten Inhalten oder Echokammern in Sozialen Medien umgeben. Die Kinder gehörten zu den sogenannten Digital Natives – Menschen, die etwa ab den 1980er-Jahren geboren wurden und mit digitalen Technologien aufgewachsen sind. Lange beobachtet bei dieser Altersgruppe eine hohe technische Affinität in der Bedienung elektronischer Geräte; das allein reiche jedoch nicht aus: “Man braucht auch Kontextwissen und fachbezogenes Wissen.”
Deshalb betonte Lange, KI solle fächerübergreifend behandelt werden: In Ethik könnten moralische Fragestellungen thematisiert werden, in Informatik technische Grundlagen und im Deutschunterricht die Manipulierbarkeit von und durch Sprache. Lange ermutigte Lehrkräfte, sich gegenüber KI-Anwendungen offen zu zeigen: “Idealer Unterricht sollte keine Scheu vor dem Neuen, vor der KI haben”, so der Experte. “KI kann eine Hilfe sein, vielleicht sogar eine Interpretationshilfe.”
Auch neue Prüfungsformate seien nötig. Verstärkt bewertet werden müsse etwa, wie kritisch Schülerinnen und Schüler den Einsatz von KI reflektierten und welche Informationen sie daraus zögen. Lange empfahl konkret, mündliche Kolloquien stärker als Prüfungsform zu nutzen.