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Forscher: Gesundheits-Apps wirken gegen Depressionen

Erinnerung zur Atemübung, kurze Reflexionsaufgabe: Können digitale Anwendungen mit solchen Impulsen Krankheitssymptome lindern? Wissenschaftler aus Bayern haben Studien dazu ausgewertet und sehen ein klares Ergebnis.

Gesundheits-Apps helfen gegen Angststörungen und Depressionen – zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler aus Augsburg und Bamberg. Die digitalen Anwendungen verbesserten bei den Krankheiten die Symptome noch bis zu sechs Monate nach der Anwendungsphase. Das teilte die Universität Augsburg am Dienstag mit. Sie berief sich auf eine Meta-Analyse von Forschenden ihres Lehrstuhls für Digital Health Communication in Zusammenarbeit mit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Für die jüngst im Fachmagazin “BMJ Mental Health” veröffentlichte Analyse haben die Wissenschaftler demnach untersucht, wie effektiv Gesundheits-Apps für die psychische Gesundheit sind. Dazu hätten sie 23 internationale Studien mit insgesamt 2.563 Teilnehmern ausgewertet.

Die Apps setzten gezielt Impulse, die Nutzer zur passenden Zeit erreichten – etwa durch eine Erinnerung an eine Atemübung, eine kurze Reflexionsaufgabe oder das Erfassen der aktuellen Stimmung, hieß es. Durch die Einbindung solcher Mikro-Interaktionen in den Alltag – meist über Smartphones, Smartwatches oder andere mobile Geräte – könnten psychologische Strategien flexibel und niedrigschwellig unterstützt werden.

“Während die Auswirkungen auf allgemeines psychisches Wohlbefinden – wie Lebenszufriedenheit oder Selbstwirksamkeit – moderat waren, zeigten sich signifikante Verbesserungen bei Symptomen von Angststörungen und Depressionen”, so die Uni. Die Analysen hätten zudem ergeben, dass selbst kürzere, aber stark personalisierte Programme besonders wirksam sein könnten, um langfristige Verbesserungen zu erzielen.

Die Ergebnisse unterstreichen nach Ansicht der Wissenschaftler das Potenzial mobiler Gesundheitstechnologien als Ergänzung zur klassischen Therapie. “Diese Interventionen können professionelle Unterstützung im Alltag zugänglicher und skalierbarer machen. Gleichzeitig brauchen wir klarere Standards für die Entwicklung und Erprobung solcher Tools”, sagte Lehrstuhlinhaber Sebastian Scherr.

Künftig sollten digitale Interventionen anhand transparenter Entscheidungsregeln, etwa für den Zeitpunkt solcher Impulse, einheitlicher bewertet werden können, forderte der Professor. Dies könne dazu beitragen, die Konsistenz klinischer Studien sowie die Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu erhöhen.