Das Klima nur der Umwelt zuliebe zu schützen, ist für den Erlanger Geografen Klaus Geiselhart ein hartnäckiges Missverständnis. „Es geht darum, unsere eigene Gesundheit zu erhalten, die der Klimawandel gefährdet“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dass es um die Menschen selbst geht und nicht um etwas Äußeres, will das „forum 1.5 Mittelfranken“ vermitteln, dessen 1. Vorsitzender der Geograf an der Universität Erlangen-Nürnberg ist. Wenig hilfreich sei dabei das aktuelle politische Klima. „Man hat das Gefühl, die Politik traut sich gar nicht mehr, das Wort Nachhaltigkeit in den Mund zu nehmen“, sagte der Forscher. „Aber eigentlich müssten Politikerinnen und Politiker gerade jetzt über die Dinge reden, die uns in eine positive Zukunft bringen.“
Dies nehme der Verein nun selbst in die Hand. Vom 22. bis 25. Mai hat er in Nürnberg ein Zukunftsforum geplant, bei dem es in Vorträgen und Workshops um das Thema Suffizienz, also Genügsamkeit geht. „Wenn man genügsam ist, ist man zufrieden mit dem, was man hat. Jetzt ist die Frage: Was und wie viel braucht es, um zufrieden zu sein?“, so Geiselhart. Vieles, von dem Menschen der Meinung sind, dass sie es brauchen, sei sehr klimaschädlich. Dies betreffe zum Beispiel Konsumprodukte oder den Autoverkehr. Die Tagung wolle dazu anregen, darüber nachzudenken, wie das Leben nachhaltiger gestaltet werden kann, ohne Zufriedenheit zu verlieren.
Dass immer wieder von einer Verbotsgesellschaft die Rede ist, wenn es um ein Weniger zugunsten der Umwelt geht, kann der Forscher nicht nachvollziehen. „Die Welt ist voller Verbote. Wir dürfen zum Beispiel nicht bei Rot über die Ampel gehen.“ Er empfiehlt einen Perspektivwechsel: „Wir denken darüber nach, wie wir ein besseres Leben führen können, was wir wollen und was wir auch gerne weglassen wollen.“ Laut Geiselhart zwingen die Menschen viele Dinge des Alltags in Abhängigkeiten: „Die wollen immer wieder neu gekauft werden, ergänzt werden. Da wendet man viel Zeit und Geld auf, um sich etwas zu leisten, wovon man denkt, dass man es braucht.“
Die Diskussion um Suffizienz gehört für den Geografen nicht nur auf die große Weltbühne, sondern auch ins Regionale. „Diese Diskussion muss man immer wieder führen, damit die Menschen lernen, diese Fragen zu verhandeln und zu erleben.“ Genau das könnten sie beim Zukunftsforum in vielen verschiedenen Workshops für die ganze Familie. Auf dem Programm stehen zum Beispiel Musik und Theater, Ernährungs-Workshops oder ganz praktische Informationen zu Foodsharing, Upcycling und zum Gärtnern auf engem Raum.
Wichtig ist dem Verein, dass die Veranstaltung offen für alle und kostenlos ist. „Oft wird ja gesagt, da kommen nur Menschen, die sich eh schon dafür interessieren“, so Geiselhart. „Das Thema ist aber so vielschichtig, dass selbst diejenigen, die sich schon damit beschäftigen, immer Neues lernen und erleben können.“ (1647/19.05.2025)