Chef doof – alles doof? Nein, sagen Forscher aus Erlangen. Dass Menschen den Job wechselten, habe oft andere Gründe als Unzufriedenheit mit Führungskräften. Was laut einer Studie die häufigsten Ursachen sind.
Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg haben untersucht, aus welchen Gründen Menschen ihren Arbeitsplatz verlassen und einer neuen Tätigkeit nachgehen. Wie die Uni am Dienstag bekanntgab, zeigte sich in einer Auswertung von insgesamt 78 internationalen Studien, dass Beschäftigte vor allem wegen Überarbeitung und daraus folgendem Stress kündigten. Andere hingegen wünschten sich bessere Arbeitsbedingungen oder Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung. Als dritthäufigster Grund seien schlechte Führungsqualitäten von Vorgesetzten genannt worden.
Der Mitteilung zufolge befragte das Forschungsteam auch rund 200 Personen anonym im Internet. Dabei seien ebenfalls der Wunsch nach neuen Tätigkeiten und besseren Karrierechancen sowie Probleme mit Führungskräften als Gründe genannt worden, aber auch Probleme mit Kollegen oder starkem Stress. “Die meisten Beschäftigten geben nicht nur einen Grund an, sondern meist drei oder vier”, erklärte Arbeitspsychologin Sabine Hommelhoff. Zudem verschwiegen Beschäftigte bei der Kündigung im Schnitt ein Viertel der Gründe.
In einem dritten Schritt hätten die Forscher 312 anonymisierte Interviews von Beschäftigten ausgewertet, die diese mit Personalern von großen Unternehmen nach ihrer Kündigung geführt hätten. Dort seien attraktivere Stellen, bessere Aufstiegsmöglichkeiten und mehr Geld am häufigsten genannt worden. Mangelnde Qualität von Führungskräften kam dort erst an vierter Stelle, wie es hieß. Insbesondere das höhere Management sei dabei kritisiert worden, häufiger als unmittelbare Vorgesetzte.
“Arbeitgeber sollten Arbeitsbedingungen möglichst so gestalten, dass Stress durch Überlastung vermieden wird”, empfahl Hommelhoff als Fazit aus der Studie. “Zudem sollten sie darauf achten, dass Beschäftigte sich weiterentwickeln können. Wer diese beiden Aspekte im Auge behält, packt schon mal die beiden wichtigsten Kündigungsgründe bei der Wurzel.” Probleme mit Führungskräften seien weit seltener ein Kündigungsgrund als häufig angenommen.