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Forderung nach mehr Demenzprävention – Weniger Fälle möglich

Jeder kann etwas tun: Laut einer Studie könnte die Zahl der Demenzfälle bei richtiger Vorbeugung um bis zu 45 Prozent gesenkt werden. Dafür müsse es aber die richtigen Rahmenbedingungen geben, mahnen Forscher.

Die Zahl der Demenzfälle könnte laut einer neuen Studie durch umfassendere persönliche Prävention um bis zu 45 Prozent gesenkt werden. Gesundheitsforscher nehmen das zum Anlass, um mehr staatliche Unterstützung für krankheitsvorbeugende Maßnahmen zu fordern. “Demenzen sind keine Schicksalserkrankungen, bei denen man nichts mehr machen kann. Jeder hat es in der Hand, den Verlauf der Erkrankung zu beeinflussen”, betonte der Leiter des Lehrstuhls Geriatrie der Universität Duisburg-Essen, Richard Dodel, am Mittwoch. Jedoch gebe es gerade für ältere Menschen kaum angemessene Präventionsangebote.

Nach Worten der Direktorin des Leipziger Instituts für Sozialmedizin, Steffi G. Riedel-Heller, muss hierbei etwa bei der Stadtplanung angesetzt werden. Insbesondere ältere Menschen müssten mehr Möglichkeiten für sozialen Austausch und Sport erhalten. Zudem brauche es eine eigene Agenda für die Hirngesundheit, um Anliegen der Betroffenen in die Politik zu bringen.

Die Forscher äußern sich mit Blick auf die jüngste Studie einer internationalen Lancet-Kommission zur Prävention von Demenz und zur Pflege von Betroffenen. Diese machte demnach 14 gesundheitliche und gesellschaftliche Risikofaktoren für eine Demenzerkrankung aus. Würden alle diese Faktoren – darunter geringe Bildung, Rauchen und Alkoholkonsum, Einsamkeit sowie Luftverschmutzung, Sehschwäche und ein erhöhter Cholesterinspiegel – gleichsam bekämpft und ausgeschaltet, könne die Zahl der Demenzfälle um bis zu 45 Prozent gesenkt werden, so die Berechnung.

In Deutschland leben nach Angaben der Bundesregierung rund 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz. Davon sind knapp 95 Prozent 65 Jahre und älter. Bis 2050 werde die Zahl der Betroffenen durch die Alterung der Gesellschaft voraussichtlich auf 2,8 Millionen steigen.

Generell solle die Hirnprävention in alle gesundheitlichen Vorbeugungsmaßnahmen aufgenommen werden, betonte der Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln, Frank Jessen. “Die meisten Risikofaktoren sind nicht hirnspezifisch, sondern gelten auch für viele andere Erkrankungen. Also führt die individuelle Risikofaktorreduktion auch zu einem allgemeinen positiven Effekt auf die Gesundheit.” Gesundheitspolitisch solle Prävention insgesamt über Kampagnen und Angebote, aber auch über Krankenkassenleistungen gestärkt werden.