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Flüchtlingsrat zu Kolumbien: Bleiberecht statt Anwerbung

Niedersachsens Flüchtlingsrat und die kolumbianische Initiative „Recht auf Asyl“ fordern ein Bleiberecht für von Abschiebung bedrohte Flüchtlinge aus dem südamerikanischen Land. Rund 1.600 Kolumbianerinnen und Kolumbianern in Deutschland drohe die Ausweisung in ihre Heimat, teilten die Initiativen am Montag mit. Gleichzeitig bereiteten sich die niedersächsischen Ministerien für Soziales und Wirtschaft auf eine Fachkräfte-Anwerbereise nach Kolumbien vor: „Das ist ein politischer und humanitärer Widerspruch.“

Bevor die Landesregierung Pflegekräfte in Kolumbien anwerbe, solle sie kolumbianischen Schutzsuchenden, die bereits in Deutschland lebten, eine Arbeitserlaubnis und ein Bleiberecht geben, sagte Caroline Mohrs vom Flüchtlingsrat. Sie seien für diese Aufgabe oftmals gut qualifiziert und hätten bereits in kürzester Zeit Deutschkenntnisse erworben.

Der Flüchtlingsrat und „Recht auf Asyl“ forderten die Landesregierung zugleich auf, sich auf Bundesebene gegen die Abschiebepraxis nach Kolumbien einzusetzen. Damit solle sie sich deutlich gegen die Verharmlosung der Menschenrechtslage in Kolumbien und somit auch gegen die Einstufung des Landes als „sicheren Herkunftsstaat“ positionieren. „Menschen, die vor Gewalt und Verfolgung fliehen, müssen Schutz finden – nicht eine Abschiebung in die Gefahr“, erklärte Fernando Ortega von „Recht auf Asyl“

Der bewaffnete Konflikt in Kolumbien dauere an, hieß es. Die Spirale der Gewalt habe auch nach der Unterzeichnung der Friedensabkommen zwischen der Regierung und der FARC-Guerilla im Jahr 2016 nicht beendet werden können. Einheimischen Quellen zufolge seien seit der Unterzeichnung des Friedensvertrags mehr als 1.600 Menschen aus sozialen Bewegungen umgebracht worden.

Die beiden genannten niedersächsischen Ministerien planen nach offiziellen Angaben vom 1. bis 5. Juli 2025 eine Delegationsreise nach Kolumbien. Gemeinsam mit Vertretern niedersächsischer Unternehmen, Verbände und Institutionen sowie Abgeordneten des Landtages sollen die Städte Bogotá und Medellín besucht werden. In den Gesprächen gehe es um die Themen „Fachkräftemigration“ und „Geschäftschancen in Kolumbien“. Im Zusammenhang mit der Fachkräftemigration stehe die Vernetzung mit Institutionen aus dem kolumbianischen Arbeits- und Bildungssektor im Vordergrund, insbesondere in den Bereichen Pflege, Life Science, Elektronik, Handwerk sowie Garten- und Landschaftsbau.