Der Flüchtlingsrat Thüringen fordert die Abschaffung der Bezahlkarte für Geflüchtete im Freistaat. Deren Einführung sei ein Schritt in die falsche Richtung gewesen und wirke als sozialpolitische Ausgrenzung, teilte der Verein anlässlich des Weltflüchtlingstags am Freitag in Erfurt mit. Statt Schutzsuchende zu stärken, schränke die Bezahlkarte ihre Teilhabe ein und beschneide ihre Autonomie im Ankunftsland.
Die Sprecherin des Flüchtlingsrats, Juliane Kemnitz, sagte, Geflüchtete bräuchten Bankkonten statt Bezahlkarten und Teilhabe statt Misstrauen. Seit Ende 2023 haben mehrere Thüringer Landkreise die Karte für Geflüchtete eingeführt. Die Bezahlkarte ist eine vorausbezahlte Guthabenkarte und ersetzt Bargeld nahezu vollständig. Erlaubt sind in vielen Fällen nur noch geringe monatliche Bargeldauszahlungen, die je nach Landkreis zwischen 50 und 150 Euro liegen.
Problematisch sei laut Kemnitz, dass günstige oder gebrauchte Artikel etwa auf Flohmärkten oder über Verkaufsplattformen im Internet unzugänglich bleiben. Ebenso sei eine kulturelle Teilhabe wie etwa die an Klassen- oder Kita-Ausflügen für Kinder oder der Besuch von Kultur- oder Sportveranstaltungen faktisch ausgeschlossen.
Gegen diese Praxis habe sich auch in Thüringen inzwischen eine wachsende zivilgesellschaftliche Bewegung gebildet. Sie organisieren Gutscheintauschstellen, bei denen Geflüchtete zuvor erworbene Einkaufsgutscheine gegen Bargeld tauschen können, sagte Kremnitz. Sie kritisierte, dass diese solidarischen Angebote öffentlich delegitimiert oder sogar kriminalisiert werden.