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Fit für den Glauben

Bewegung und körperliche Aktivität sind schwer in Mode. Sie dienen dem Wohlgefühl und der Gesundheit. Was kann man von der Fitness-Welle für das eigene Glaubensleben lernen?

Fitness ist angesagt. Der neueste Trend heißt: Activity-Tracker, auch Fitness-Armband genannt. Man trägt es wie eine Uhr, und misst Laufstrecken, Puls oder Energieumsatz. Selbst das Schlafverhalten kann aufgezeichnet werden. Durch die Verbindung mit Handy oder Computer werden Daten festgehalten.
Diese Tracker werden heute oft als effektives Hilfsmittel angesehen, um die körperliche Fitness zu steigern. Bewegung bekommt spielerischen Charakter. Die Nutzer können sich über das Internet mit anderen messen und vergleichen, wie viele Kilometer oder Treppenstufen sie an einem Tag gelaufen sind. 10000 Schritte täglich werden von den Herstellern als erstrebenswertes Ziel genannt.
Manche Fitness-Armbänder vibrieren dann oder schicken einen Smiley auf das Display. „Setz dir ein Ziel und leg los“, heißt es in der Werbung. Manche Krankenkassen bezuschussen sogar den Kauf.
Gegen all das ist nichts einzuwenden, wenn es tatsächlich der körperlichen Gesundheit dient.
Sollte dann aber nicht anderen Bereichen des Lebens genauso viel Aufmerksamkeit geschenkt werden? Etwa das Gehirn trainieren, eine Sprache lernen, musizieren?
Und wie steht es mit den geistlichen Übungen? Kommt das Glaubensleben zu kurz? Wäre es sinnvoll, auch das einmal zu messen und über längere Zeit zu beobachten? Etwa die Anzahl der Gottesdienste, Andachten und Gebete pro Monat. Oder das Bibellesen und das Singen geistlicher Lieder? Der Herrnhuter Brüdergemeine könnte man per Internet übermitteln, wie oft man die täglichen Losungen wirklich liest.
Gerade Protestanten wissen, dass sie sich mit solchen Übungen nichts verdienen können. Hierfür gibt es weder von der Krankenkasse, noch von der Kirche, geschweige denn vom lieben Gott einen Bonus.
Dennoch gehören Gebet, Bibellesen oder die Teilnahme am Gottesdienst nach christlichem Verständnis zum Glauben dazu. In Klöstern oder christlichen Gemeinschaften muss dies nicht gemessen werden. Es findet einfach statt, jeder macht mit.
Für viele Gläubige ist dies heute aber nicht selbstverständlich. Und sie suchen nach Wegen, den Glauben auch im Alltag auszuleben. Da kann es schon sinnvoll sein, sich Ziele zu setzen.
Etwa einmal in der Woche einen Abschnitt aus der Heiligen Schrift zu studieren. Manche nehmen sich vor, jeden Abend oder Morgen zu beten. Anderen ist es wichtig, regelmäßig eine Kirche zu besuchen – ob zu Gottesdienst oder persönlichen Andacht. Wie beim Sport fallen die guten Vorsätze immer wieder dem Alltag zum Opfer. Hier hilft kein falscher Ehrgeiz. Denn geistliche Übungen sollten nicht zur lästigen Pflicht werden. Sie aber ganz zu unterlassen, ist auch keine christliche Tugend.
Von Martin Luther stammt der Satz: „Heute habe ich viel zu tun, darum muss ich heute viel beten.“ Das zeigt die Richtung an. Gebet oder Bibellese machen den Menschen nicht besser oder gesünder. Aber sie verbinden ihn mit Gott. Das ist wichtiger als so manch andere Kraftanstrengung.