Die afro-deutsche Dokumentarfilmerin Mo Asumang hat sich dafür ausgesprochen, auch mit Menschen mit rechtsextremen und rassistischen Haltungen im Gespräch zu bleiben. Nur wer miteinander rede, könne möglicherweise eigene Denkmuster und Vorurteile korrigieren, sagte Asumang am Dienstagabend beim SWR-Demokratieforum zum Thema „Tabus in unserer Gesellschaft – zwischen Moral, Macht und Medien“ auf dem Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstraße. Bei der von dem Publizisten Michel Friedman moderierten Veranstaltung diskutierten zudem der Mainzer katholische Bischof Peter Kohlgraf und der Journalist, Jurist und Autor Ronen Steinke.
Der Versuch, auch mit Rassisten und Rechtsextremisten zu sprechen, um auf sie einzuwirken, dürfe kein gesellschaftliches Tabu sein, sagte die gebürtige Kasselerin Asumang. Von Rassismus betroffene Menschen sollten Anfeindungen nicht aus Angst verdrängen, sondern ins Gespräch gehen – auch mit den „Berufsrassisten der AfD“, sagte die Moderatorin, Regisseurin und Schauspielerin. Es gelte, „nicht den Hass-Muskel, sondern den Dialog-Muskel“ zu stärken”. Asumang sprach sich zudem für ein AfD-Verbotsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht aus.
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf machte deutlich, dass in der katholischen Kirche in Deutschland heute offen über vermeintliche Tabus wie Homosexualität auch unter Priestern, sexuellen Missbrauch oder das Diakonat von Frauen gesprochen werde. Bei diesen Themen sei man in Deutschland auf dem Weg, allerdings seien auf der Ebene der Weltkirche keine zügigen Fortschritte absehbar. Kohlgraf äußerte sich kritisch zu den Aussichten eines möglichen Verbots der AfD: Deren rechtsextremes und menschenfeindliches Gedankengut werde auch danach in der Gesellschaft weiterexistieren.
Der Journalist Ronen Steinke appellierte, das Problem der wachsenden Armut in Deutschland besser in den Blick zu nehmen. Eine Auseinandersetzung damit sei in Politik, Gesellschaft und Medien vielfach noch immer tabu, kritisierte der Leiter des Politikressorts der „Süddeutschen Zeitung“. Mutiger müsse auch gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenhass angegangen werden.
Das SWR-Demokratieforum war Teil der Südwestdeutschen Medientage in Landau, die von der Evangelischen Akademie der Pfalz in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, dem Medienreferat der pfälzischen Landeskirche sowie dem SWR ausgerichtet wurden.