Edmund Dillinger (1935-2022) war ein überregional bekannter und für soziales Engagement vielfach ausgezeichneter katholischer Priester im Bistum Trier. Nach seinem Tod 2022 wurden Vorwürfe von Missbrauch und sexuell übergriffigem Verhalten öffentlich. In seinem Haus im Saarland tauchten tausende, teils pornografische Fotografien auf, die auch junge Menschen zeigen.
Das Bistum Trier steht in der Kritik, den länger bekannten Vorwürfen zögerlich nachgegangen zu sein. Bereits in den 1960er Jahren soll der Priester mit sexuell übergriffigem Verhalten aufgefallen sein. 2012 verbot das Bistum ihm, Messen zu feiern und Kontakt zu Jugendlichen zu haben.
Der Fall findet bundesweit Aufmerksamkeit. Die Staatsanwaltschaften Mainz und Saarbrücken befassen sich mit dem Fall. Die Mainzer Behörde fand unter 4.385 Fotos zehn strafrechtlich relevante jugendpornografische Aufnahmen und zwölf im Grenzbereich zu Jugendpornografie. Die Saarbrücker Behörde musste einräumen, zahlreiche Unterlagen und Fotos nach einer ersten Sichtung vernichtet zu haben.
Für die Kirche untersuchen zwei unabhängige Ermittler den Fall. Sie sollen prüfen, ob es weitere Betroffene gibt und wie Kirche und Staat mit dem Fall umgingen. Auftraggeber ist die Unabhängige Aufarbeitungskommission (UAK) im Bistum Trier.
Dillinger wuchs in Friedrichsthal im Saarland auf, studierte Philosophie und Theologie in Trier und München. Er war Priester in mehreren Kirchengemeinden im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Von 1970 bis 1979 war er im Erzbistum Köln tätig. Auch unterrichtete er an Schulen, so in Hermeskeil, Leverkusen und bis 1999 in Saarlouis. Von 1970 bis 1982 war er Seelsorger des Cartellverbands (CV), einem Zusammenschluss katholischer Studentenverbindungen in Deutschland. Zudem organisierte Dillinger Hilfsprojekte in Afrika und gründete 1972 einen Verein, die “CV-Afrika-Hilfe”. Den Ermittlern zufolge reiste er oft nach Afrika.