Verletzt beim Weltrekordversuch: Mehr als 88.000 Höhenmeter wollte Christoph Fuhrbach erradeln, dann stoppte ihn ein Sturz. Warum er daraus trotzdem Mut zieht – und ob er einen neuen Versuch starten wird.
Eigentlich müsste Christoph Fuhrbach in diesen Tagen auf dem Rad sitzen. Im Rahmen des Misereor-Festivals “Voll das Leben” peilte der Weltkirche-Referent im Bistum Speyer einen Weltrekord in einer besonderen Variante des “Everesting” an. Zehnmal wollte er in acht Tagen die Höhenmeter des Mount Everest erradeln – auf einem Anstieg in den Pfälzer Wald. Der höchste Berg der Welt misst 8.848 Meter – 88.480 Höhenmeter lagen also vor Christoph Fuhrbach, als er seine Challenge am vergangenen Samstag startete. Doch schon am Sonntagmorgen war Schluss: Ein Sturz samt Schlüsselbeinbruch zwang den Extremsportler vom Rad. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) spricht Fuhrbach über seine Gefühle. Und erklärt, warum man auch bei Niederlagen nicht den Kopf in den Sand stecken muss.
Frage: Herr Fuhrbach, eigentlich wollten Sie bis zum kommenden Wochenende während des Misereor-Festivals “Voll das Leben” einen Weltrekord knacken und fast 90.000 Höhenmeter auf einem Anstieg im Pfälzer Wald zurücklegen. Was ist passiert?
Antwort: Ein dummer Sturz. Ich bin auf der Abfahrt bei einem Ausweichmanöver im Graben gelandet und habe mir dabei das Schlüsselbein gebrochen. Radfahren ist vorerst nicht mehr drin.
Frage: Sie haben sich lange und intensiv auf die Herausforderung vorbereitet – was waren ihre ersten Gedanken, als sie realisiert haben, dass es nicht mehr weitergehen würde?
Antwort: Es war irgendwas zwischen “Mist, das war”s dann mit dem Festival und dem Weltrekordversuch” und “Glück gehabt, das nichts Schlimmeres passiert ist”. Und natürlich habe ich mich über meinen Sturz geärgert. Das hätte einfach nicht passieren dürfen.
Frage: Es gibt diesen Beraterspruch “Scheitern als Chance” – kann man tatsächlich aus einem gescheiterten Projekt etwas Positives ziehen?
Antwort: Ich habe oft an Langstreckenrennen teilgenommen. Und das ist durchaus eine Schule für das Leben. Ich kann nicht alles planen. Die eigentliche Kunst besteht für mich darin, mit allem, was passiert, konstruktiv umzugehen.
Frage: Wer in einer echten Lebenskrise steckt, wird vielleicht entgegnen: “Das sagt sich schön, hilft mir aber gerade auch nicht weiter.”
Antwort: Klar – es gibt unterschiedliche Formen des Scheiterns. Und ich kann ja dankbar sein, dass ich mir nur das Schlüsselbein gebrochen habe und ansonsten heil aus der Geschichte herausgekommen bin. Aber ich muss lernen, diese Wendung anzunehmen. Das ist auch eine Übung in Demut. Es klappt eben nicht immer alles im Leben so, wie ich mir das vorstelle. Und das ist auch gut so. Denn dadurch lerne ich Neues und kann mich weiterentwickeln.
Frage: Hier fahren gerade ständig Rennradfahrer vorbei, die nun an ihrer Stelle die Höhenmeter für das “Everesting” sammeln.
Antwort: Und das ist eigentlich die wichtigste Lektion. Ohne Gemeinschaft kann ich keine Rückschläge bewältigen. Ich bin dankbar, wie viel Solidarität ich gerade erfahre. Dabei helfen auch Gespräche mit meiner Familie oder Freunden. Das hilft mir ungemein und ich glaube, dass es ohne diese Unterstützung nicht gut ginge.
Frage: Dann bleibt eigentlich nur noch eine Frage…
Antwort: Ob ich den Weltrekordversuch wiederhole? Darauf habe ich bis jetzt keine Antwort gefunden. Vorstellen kann ich mir das. Wenn, dann aber im Rahmen einer Neuauflage des Misereor-Festivals. Denn es geht mir weniger um den Rekord an sich.
Frage: Sondern?
Antwort: Ich möchte gemeinsam mit allen Interessierten über Solidarität und einen nachhaltigeren Lebensstil ins Gespräch kommen. Das Festival von Misereor ist eine gute Möglichkeit dafür.