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Expertin: Sich selbst genauso wichtig nehmen wie andere

Wenn Menschen empathisch, freundlich und hilfsbereit sind, ist es grundsätzlich gut – manche gäben sich jedoch allzu gefällig. Das kann auch zu psychischen Erkrankungen führen.

Sogenannte People Pleaser wollen andere nicht verärgern oder enttäuschen (Symbolbild)
Sogenannte People Pleaser wollen andere nicht verärgern oder enttäuschen (Symbolbild)Imago / Shotshop

Wer stets versucht, es allen anderen recht zu machen, droht sich selbst zu vernachlässigen: Davor warnt die Autorin und Psychologin Ulrike Bossmann. “Das erhöht das Risiko für psychische oder psychosomatische Erkrankungen“, erklärte sie im Interview der Zeitschrift Psychologie Heute. Es sei wunderbar, wenn Menschen empathisch, freundlich und hilfsbereit seien – manche gäben sich jedoch allzu gefällig.

People Pleaser: Die Anderen kommen zuerst

Sogenannte People Pleaser wollten andere nicht verärgern oder enttäuschen, erklärte Bossmann. “Die verinnerlichte Entscheidungsregel lautet: Die anderen kommen immer zuerst. Jede Entscheidung wird danach beurteilt, ob sie anderen Menschen gefällt oder missfallen könnte.” Auf diese Art gingen Betroffene auch Konflikten aus dem Weg.

Die Alternative sei nicht, sich gegen andere abzuschotten oder sich von jeglichen Verpflichtungen loszusagen. “Wichtig ist nur, dass People Pleaser lernen, sich genauso wichtig zu nehmen wie andere, und bewusster zu entscheiden, so sie es anderen recht machen wollen und wo sich selbst”, so die Expertin. Dazu gehöre, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und zu äußern sowie gesunde Grenzen zu setzen.

Mehr Zeit für sich in Anspruch nehmen

Wer dies kaum jemals tue, erfahre nicht, dass andere einen durchaus auch mögen könnten, wenn man einmal nicht gefällig sei – oder “den Respekt, den Menschen haben, wenn man ‘auch mal klare Kante zeigt'”, betonte Bossmann. Dies könne auf Dauer die eigene Lebendigkeit beeinträchtigen.

Es sei sinnvoll, sich auf Gespräche vorzubereiten und der Situation angemessen zu handeln, erklärte die Psychologin. People Pleaser jedoch machten sich ständig Gedanken darüber, “ob andere sie mögen und was von ihnen erwartet wird. Daraus leiten sie viele Verhaltensregeln ab, die nicht nötig wären, um in der Gemeinschaft zu bestehen. Denn niemand wird als ‘total egoistisch’ wahrgenommen, weil er sich mal Zeit für sich nimmt.” Bossmanns Buch “People Pleasing. Raus aus der Harmoniefalle und weg mit dem schlechten Gewissen” ist vor kurzem erschienen.