Süßer Geschmack und coole Tricks von TikTok: Vapen oder dampfen spricht immer jüngere Zielgruppen an. Eine Expertin warnt vor fatalen Folgen – für Gesundheit und auch Umwelt.
Zu Vapes greifen mitunter junge Menschen, die nie mit Zigarettenrauchen angefangen hätten: Das beobachtet Miriam Knörnschild von der Berliner Fachstelle für Suchtprävention. Zu dem Thema häuften sich Anfragen aus Grundschulen: “Wir sprechen da von Zwölf-, Elf-, manchmal sogar Zehnjährigen”, sagte Knörnschild der “Süddeutschen Zeitung” (Wochenende). Süße Aromastoffe und Werbung in den Sozialen Medien erreichten eine neue Zielgruppe: “junge, oft extrem junge Menschen, teilweise Kinder”.
Zudem sei Vapen sehr einfach, sagte die Suchtberaterin. “Man braucht kein Feuer, muss nicht vorher noch drehen, bröseln oder überlegen: ‘Der Bus kommt in drei Minuten, mache ich mir jetzt eine ganze Zigarette an oder nicht?’ Bei der Vape kann ich einfach ein paar Züge dampfen: während der Bus einfährt, im Kinderzimmer, teilweise sogar unter der Schulbank.” Im Gegensatz zu Zigaretten schmeckten Vapes sofort – “und: Der Geruch bleibt nicht an den Klamotten haften. Das Risiko, erwischt zu werden, ist gering”.
Nachdem die Zahl der Rauchenden über Jahre gesunken war, stieg sie vor zwei Jahren wieder an. Knörnschild sprach von einer “Explosion” gerade unter jungen Menschen. Aromazigaretten seien 2016 verboten worden, weil sie das Rauchen für Kinder und Jugendliche so interessant gemacht hätten. “Für Liquids aber – und damit für die ganze bunte Welt der Vapes – gibt es so ein Verbot nicht.”
Zunächst seien E-Zigaretten als gesündere Alternative zu Zigaretten vermarktet worden; heute erleichterten sie den Einstieg, mahnte die Expertin. “Hier wird eine neue Generation von Abhängigen geschaffen.”
Inzwischen wüssten viele Eltern und Lehrkräfte, dass Vapen und Dampfen “extrem abhängig” machten. Vapes enthielten gesundheitsschädigende Stoffe; die Auswirkungen des Vape-Dampfs seien noch nicht hinreichend erforscht. Zudem gebe es fast ausschließlich Einweg-Vapes, mahnte Knörnschild: “Nach 600 Zügen, vergleichbar mit zwei Schachteln Zigaretten, ist sie Elektroschrott.” Einweg-Vapes sollten ebenso wie Aromen in Liquids verboten werden, zudem müsse die Abgabe an Minderjährige besser kontrolliert werden.
Eltern rate sie, interessiert und unterstützend mit ihren Kindern über das Thema zu sprechen. Wer selbst rauche, könne sagen: “Ich weiß, wie schwierig es ist aufzuhören. Ich möchte nicht, dass du das auch erleben musst.”