Rentnerinnen und Rentner, die auch im Ruhestand noch arbeiten gehen, tun das nach Einschätzung der Arbeitsmarktforscherin Silke Anger offenbar nicht nur aus finanziellen Gründen. Bei einer Umfrage 2022 hätten über 90 Prozent der Befragten vor allem soziale und persönliche Motive angegeben, sagte die Wissenschaftlerin vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung am Mittwoch im Radiosender WDR 5. „Bei ihnen steht der Spaß bei der Arbeit im Vordergrund, der Kontakt zu den anderen Menschen, sie sagen, dass sie weiterhin eine Aufgabe brauchen“, erläuterte die Leiterin des Forschungsbereichs Bildung, Qualifizierung und Erwerbsverläufe.
Viele hätten allerdings zusätzliche auch finanzielle Gründe für ihre Erwerbsarbeit angegeben, vor allem Frauen, sagte Anger weiter. „72 Prozent der Frauen sagen, sie brauchen dringend das Geld, während das etwa nur bei 30 Prozent der Männer der Fall ist.“ Bei den Männern seien es zudem überwiegend die hochqualifizierten, die auch im Rentenbezug weiterhin berufstätig seien, bei Frauen eher solche ohne Ausbildung oder die zuvor im Niedriglohnsektor beschäftigt waren. Bei der überwiegend gut gebildeten Baby-Boomer-Generation gehe es teilweise auch darum, „das hohe Wohlstandsniveau zu halten“.
Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervorgeht, waren Ende 2022 rund 1,3 Millionen Rentnerinnen und Rentner weiter erwerbstätig.