Trotz heiliger Eide dringen nach einem Konklave stets Details nach außen. Ein Sonderband der Zeitschrift “Limes” enthält neue Einzelheiten zu der Frage, welche Rolle US-Amerikaner bei der Wahl spielten und was nun folgt.
Der Einfluss US-amerikanischer Kreise auf die Papstwahl am 8. Mai war offenbar größer als zunächst angenommen. Das geht aus einer Sammlung von Aufsätzen und Analysen hervor, die von der italienischen Fachzeitschrift für geopolitische Fragen “Limes” (Nummer 5/2025) sechs Wochen nach dem Konklave veröffentlicht wurde.
Darin berichtet der italienische Vatikan-Experte und Journalist Massimo Franco von einer Versammlung von rund 120 US-amerikanischen Vatikan-Wohltätern in einem römischen Hotel eine Woche vor dem Konklave. Das Treffen der “Papal Foundation” sei vom New Yorker Kardinal Timothy Dolan organisiert worden.
Dort sei das dramatische Defizit des Vatikans und vor allem seiner Pensionskasse als “Elefant im Raum” beim anstehenden Konklave bezeichnet worden. Dann sei gesagt worden, die Papal Foundation könne bis zu 750 Millionen US-Dollar an Spenden einsammeln, “sofern der richtige Papst gewählt wird”.
Nach der Wahl des Amerikaners Robert Prevost zum Papst habe es allerdings im konservativen Lager in den USA sehr unterschiedliche Reaktionen gegeben. Während Dolan und andere sich öffentlich freuten, reagierte der extrem rechte ehemalige Trump-Berater Steve Bannon mit den Worten: “Diese Wahl ist die am stärksten manipulierte Wahl seit der gefälschten US-Präsidentschaftswahl von 2020.”
Aus Bannons Sicht bestand der Betrug darin, so Franco, dass Prevost wieder amerikanische Spendengelder mobilisieren kann – um gleichzeitig den Kurs von Franziskus in einem anderen Stil fortzusetzen. Die entschieden konservativen Kardinäle – unter ihnen viele Afrikaner – haben hingegen laut einem anderen Beitrag in der Publikation nicht für Prevost gestimmt, sondern für einen europäischen Kandidaten des konservativen Lagers.
Der Ungar Peter Erdö habe bei der finalen Abstimmung am 8. Mai die zweitmeisten Stimmen erhalten. Aus Sicht des Kirchenhistorikers und Sant’Egidio-Gründers Andrea Riccardi, der sich in dem Band in einem Interview zu Wort meldet, kamen die Stimmen für Prevost zunächst vor allem aus dem Lager der Kardinäle, die Franziskus nahestanden.
Für die Zukunft sagen mehrere Beiträge des Bandes Konfrontationen von Papst Leo XIV. mit Exponenten der neuen amerikanischen Rechten voraus. Konfliktpotenzial gebe es insbesondere mit dem katholischen Vizepräsidenten J.D. Vance sowie mit Tech-Milliardären wie Elon Musk, Peter Thiel oder Jeff Bezos. In einer kommenden Sozialenzyklika werde Leo XIV. deren anti-gewerkschaftliches und libertäres Wirtschaftsmodell attackieren, so der Mailänder Ethiker Giuseppe de Ruvo.