“Wie kann man nur so blöd sein?” – So reagieren Menschen mitunter, wenn sie von anderen hören, die auf betrügerische Anrufe hereingefallen sind. Ein Experte warnt: Das sei genau die falsche Einstellung.
Jede und jeder Einzelne kann nach Worten eines Polizisten zum Opfer sogenannter Schockanrufe werden. “Die meisten Menschen denken: Mir kann das nicht passieren. Das ist ein großer Fehler”, sagte Michael Lui der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Er schult Bankmitarbeitende und gibt Menschen in Seniorenheimen und Krankenhäusern Tipps, wie sie sich schützen können.
Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) könnten betrügerische Anrufe künftig noch echter wirken, fügte Lui hinzu. Die Drahtzieher “passen sich an, sind kreativ, geschult. Der Enkeltrick-Anruf wird heute modifiziert, es ruft angeblich die Botschaft aus dem Ausland, der Gerichtsvollzieher oder die Staatsanwaltschaft an, weil der Enkel einen Unfall gebaut hat, im Gefängnis sitzt und eine Kaution bezahlt werden muss.”
Bei Betroffenen fehle es nicht an Bildung oder Intelligenz, mahnte der Experte. “Wir begleiten Opfer aus allen gesellschaftlichen Bereichen. Die Leute werden nicht auf der Sachebene angesprochen, sondern auf der Gefühlsebene. Die Betrüger sind eloquent und geschickt, reagieren auf jedes Stichwort, stellen Fragen. Wenn dann noch eine Stimme im Hintergrund schreit oder weint, setzt das Menschen unter Druck.”
Hilfreich kann laut Lui ein “gesundes Misstrauen” sein, das sich in kleinen Dingen zeige: “Bevor man einen Anruf annimmt, sollte man die Nummer im Display anschauen.” Bei Vorwahlen aus dem Ausland oder Städten, zu denen man keinerlei Bezug habe, sei Vorsicht geboten. “Auflegen, wenn einem während des Gesprächs etwas komisch vorkommt.” Und: “Kein Gericht und keine Behörde wird über das Telefon Geld fordern”, daher gelte es, niemals Geld, Goldbarren oder Schmuck zu übergeben. Eine weitere Möglichkeit sei, innerhalb der Familie ein Codewort zu vereinbaren für den Fall, dass wirklich einmal jemand einen Unfall habe.