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Experte: Heavy Metal kann wohltuender sein als Wellness-Klänge

Manche Playlists locken schon mit Titeln wie “Serotonin”. Aber kann nur fröhliche, eingängige Musik hilfreich sein? Häufig liegt Trost auch in traurigen Tönen – ein Experte erklärt das Phänomen.

Sanftes Meeresrauschen oder dröhnende Gitarrenriffs? Was gut tut, ist eine sehr individuelle Frage, sagt der Popkultur-Experte Michael Behrendt. Er sei häufig über psychologische Ratschläge gestolpert, dass man in schwierigen Zeiten “positive Musik” auflegen solle, sagte Behrendt der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag. Soeben ist sein Buch “Playlist zum Glück” erschienen.

Sphärenklänge oder allzu zarte Töne könnten Menschen auch auf die Nerven gehen, so der Autor. Vielen Leute helfe etwa in Trauerfällen oder anderen Krisenmomenten eher düstere Musik, “weil man vielleicht etwas braucht, das die eigene Stimmung ausdrückt und sogar verstärkt”. Wenn ein Künstler oder eine Künstlerin das in Worte und Töne verpackt habe, was man selbst gerade empfinde, merke man, dass man trotz allem nicht allein sei.

Insofern diene die Lieblingsmusik vielen Menschen als eine Art Lebensbegleiter, erklärte Behrendt. “Daher muss es nicht unbedingt happy Tanzmusik sein. Auch traurige Musik kann tragen.” Das hänge nicht vom Genre ab: So hätten Studien zuletzt gezeigt, dass das Hören der Lieblingsmusik sogar das Schmerzempfinden verringere, auch wenn dies Thrash Metal sei – also eine besonders schnelle und extreme Metal-Variante.

Darüber hinaus helfe Musik vielen Menschen bei einer kleinen Flucht aus dem Alltag, sagte der Publizist. “Heavy Metal soll helfen, Dämonen auszutreiben – ohne dass die Hörerinnen und Hörer besonders aggressiv wären oder gar Okkultisten. Vielmehr können mit Dämonen die Widrigkeiten des Alltags gemeint sein.”

Zudem berichteten viele Musikerinnen und Musiker, dass das Schreiben von Songs auch eine Auseinandersetzung mit persönlichen Fragen und Sorgen sei. Behrendt: “Sowohl das Musizieren als auch das Musikhören haben eine heilsame Wirkung.”