UK 11/2018, Kongo (Seite 5: Interview „Viele befürchten das Schlimmste“)
Der Kongo, Demokratische Republik Kongo, lebt schon rund 150 Jahre lang mit dem Schlimmsten!
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde dieses riesige Land von beinahe kontinentalen Ausmaßen belgische Kolonie. Präziser: Es wurde persönliches Eigentum des damaligen Königs Leopold II., eines der grausamsten europäischen Kolonialherren. Dieser hatte nichts Besseres zu tun, als das Land auszuplündern. Unter Mithilfe von katholischen Priestern wurden die Menschen mit der „Friedensbotschaft des Herrn“ mehr oder weniger zwangschristianisiert. Ein gängiges Mittel der Rechts-„pflege“ war das Verstümmeln von Straftätern, sogar Kindern, wenn sie geklaut hatten. Fotos mit Menschen, denen Hände bzw. Füße abgehackt worden waren, sind aus dieser Zeit erhalten und jedem zugänglich.
Als der Kongo 1960 unabhängig wurde, trat keine wesentliche Verbesserung ein. Die Erträge, die aus dem Bergbau auf in aller Welt gesuchte Rohstoffe anfielen, gelangten zum größten Teil nicht in den Staatshaushalt, sondern in die Privatschatullen total korrupter Politiker. Erinnert sei nur an Präsident Mobutu und seinen Familienclan, aber auch an die Nachfolger in hohen Staatsämtern.
Hatte einst die Kolonialmacht Belgien kein Interesse an der Schaffung einer Landes-Infrastruktur, so kann man das bis heute bei den ab 1960 „demokratischen“ Machthabern ebenfalls nicht erkennen. Nur ein simples Beispiel: Das Land zu bereisen, bereitet nicht nur wegen der Landesnatur Schwierigkeiten, sondern weil es kaum erschlossen ist. Außerdem ist in diesem Staat seit etlichen Jahren die blanke Gewalt zu Hause. Machtausübende Kommandanten von rivalisierenden Privatarmeen, mitunter dubiose Typen in Diensten bergbautreibender ausländischer Konzerne, denen nichts heilig ist außer einer Menge Geld, scheuen sich nicht, selbst Kinder als Soldaten zu rekrutieren. Maschinenpistole statt Schule!
Und die Rolle der EU, in der etliche Mitgliedsstaaten von den billigen kongolesischen Bodenschätzen profitieren, die nicht selten bis 1960 Kolonien besaßen und von daher eine gewisse Verantwortung spüren sollten, ist nach meinem Empfinden bis jetzt nur als erbärmlich zu bezeichnen. Viele ihrer Politiker schauen zu, wie sich Familien, die keine Daseinsgrundlage in ihrer angestammten Heimat mehr erkennen, auf den Weg nach Europa machen und hier in großer Anzahl auch nicht glücklich werden. Ich beziehe mich in diesem Leserbrief auf den UK-Artikel über den Kongo. Aber hinzuzufügen ist: In etlichen Ländern Afrikas sind die Verhältnisse vergleichbar!
Manfred Lehmann, Kamen
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