Es geht nun ans Eingemachte bei der Evangelischen Kirche der Pfalz. Die Synode will während ihrer dreitägigen Novembertagung am kommenden Freitag, 24. November, in Speyer über einen „Priorisierungsprozess“ für ihre Zukunft entscheiden: Dabei stecken die Synodalen unter Beteiligung von Laien und Experten den Weg der Landeskirche für die kommenden elf Jahre ab. Das heißt: Alle Bereiche der kirchlichen Arbeit werden auf den Prüfstand gestellt, um nötige Sparziele bis zum Jahr 2035 zu erreichen.
Ohne harte Einschnitte und wohl auch die Aufgabe von kirchlichen Arbeitsfeldern wird der Prozess, den die Synode als „Parlament“ der Pfälzer Kirche nun einleiten will, nicht abgehen. „Es wird wehtun, wir werden nicht alles halten können“, macht die juristische Oberkirchenrätin Bettina Wilhelm klar. „Denkverbote“ werde es nicht geben, auch weitere Kooperationen mit anderen benachbarten Landeskirchen bis hin zur Fusion müssten in dem Prozess erörtert werden. Hintergrund des „Priorisierungsprozesses“ sind zurückgehende Mitgliederzahlen und entsprechend deutlich sinkende Kirchensteuereinnahmen.
Nun wollen die 55 Synodalen beim Schwerpunkttag der Landessynode im Speyerer Technikmuseum über eine Vorlage beraten, die ein Mindesteinsparvolumen des landeskirchlichen Haushalts von 45 Prozent – 60 Millionen Euro – vorsieht. Die Evangelische Kirche der Pfalz wird demnach im Jahr 2035 bei einem Budgetbedarf von dann 75 Millionen Euro nur noch halb so viel Geld für ihre Arbeit in Verkündigung, Seelsorge, Diakonie, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit zur Verfügung haben. Bereits im vergangenen Mai hatte die Landessynode Verfahrensregeln für den Prozess verabschiedet.
Dringend nötige Veränderungen für die gesamte Landeskirche und alle ihre Gemeinden und Einrichtungen müssten nun endlich angestoßen werden, sagt Timo Schmidt, der persönliche Referent der pfälzischen Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst. Sieben Fachgruppen mit Synodalen, Mitarbeitenden des Landeskirchenrats sowie weitere Expertinnen und Experten sollen laut Planung ab Januar 2024 Szenarien mit Einsparzielen von 45, 60 und 75 Prozent für jeden kirchlichen Arbeitsbereich erarbeiten. Im Frühjahr 2025 sollen diese der Synode präsentiert werden, die dann darüber entscheide, sagt Schmidt.
Ausdrücklich sollen auch gewöhnliche Kirchenmitglieder in die Zukunftsplanung mit einbezogen werden, betont Oberkirchenrätin Wilhelm. In einem an Bürgerräten orientierten Mitgliederrat könnten Kirchenmitglieder ihre Ideen und Wünsche einbringen. Dafür hatte die rund 450.000 Mitglieder zählende Pfälzer Kirche 600 zufällig ausgewählte Personen angeschrieben – 20 meldeten sich bisher zurück.
Begleitet werden soll der Prozess, für dessen Ablauf Ausgaben von 454.000 Euro vorgesehen sind, auch von einem wissenschaftlichen Beirat mit Vertretern aus der praktischen Theologie sowie „Resonanzräumen“ mit Personen aus unterschiedlichen Bereichen von Kirche und Gesellschaft. Vier Szenarien für eine mögliche Zukunft der Landeskirche wurden bereits mithilfe von Künstlicher Intelligenz in Kooperation mit einer Agentur entwickelt und sollen bei der Synode präsentiert werden.