Heile, heile Gänsje, es is bald widder gut“ – auf einmal habe ich dieses Lied im Ohr. Ich stehe an der Haltestelle vor der Kirche und warte auf meine Straßenbahn, als mein Blick auf die Jahreslosung im Schaukasten fällt. „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“, lese ich da.
Und ja, das ist es, das Lied: „Heile, heile Gänsje“ sang mir meine Mutter vor, wenn ich ein Wehwehchen hatte. Es half unfehlbar bei blutigen Knien, Kratzern und Beulen jedweder Art. Unendlich tröstlich, warm und liebevoll.
Die Bilder im Lied vertrieben die Schmerzen: „Heile, heile Gänsje, es is bald widder gut, es Kätzje hat e Schwänzje, es is bald widder gut, heile, heile Mausespeck, in hunnerd Jahr is alles weg.“
So ein Trostlied ist etwas Wunderbares. Für einen Augenblick ist alles nicht mehr so schlimm. Der Schmerz steht nicht mehr im Vordergrund. An seine Stelle sind Wärme, Liebe und Zuwendung getreten.
Schade eigentlich, dass dieses Gefühl im Laufe des Lebens verloren scheint. Als Erwachsener lässt man sich nicht mehr so leicht ablenken. Zu groß die Angst vor Kontrollverlust. Lieber den Schmerz tapfer ertragen.
So ein Unfug. Dabei haben wir Christen doch den besten Tröster der Welt auf unserer Seite: Gott selbst sagt uns seine Unterstützung zu. Daran werden wir in diesem Jahr ganz besonders erinnert.
Und Trostlieder? Die finden wir in unendlicher Zahl in der Bibel und im Gesangbuch. Wir brauchen nur zu blättern. „Heile, heile Gänsje“ in fromm sozusagen.
Und selbst, wenn nicht sofort alles in Ordnung kommt, „in hunnerd Jahr is alles weg“.