Das Evangelium verkündigen – ist das denen vorbehalten, die im Talar auf der Kanzel stehen? Ganz und gar nicht. Im Gegenteil: Jede Christin, jeder Christ ist dazu berufen und aufgerufen, über ihren und seinen Glauben Auskunft zu geben. Und „wes das Herz voll ist, des geht der Mund über“ – wer sich von Gott in der Tiefe gehalten und geliebt weiß, kann ohnehin kaum zurückhalten, was sein Leben erfüllt.
Die Bibel erzählt, wie Menschen für die Verkündigung von Gott beauftragt oder vom Geist gesandt wurden; die Propheten zum Beispiel, oder Paulus, der in einer Vision seinen Missionsauftrag erhielt. Aber wir, in unserem Alltag? Ohne Heldentum, ohne eine besondere Geisterfahrung? Da können wir verkündigen, indem wir von unseren Erfahrungen mit Gott erzählen. Von Gebeten, die erfüllt wurden – wenn auch vielleicht anders, als ursprünglich gedacht. Von Trost in schweren Lebensphasen. Von Entscheidungen, die sich als Gottes Führung herausstellten. Von der Freude, die uns erfüllt, weil Gott die Welt sehr gut gemacht hat.
Wer einmal andeutet, dass er oder sie an Gott glaubt – sei es in einem Gespräch oder auch mit einem coolen T-Shirt-Spruch –, trifft häufig auf Erstaunen, aber auch auf Interesse. Manchmal entstehen intensive Gespräche daraus, die andere Menschen zum Nachdenken und Weiterforschen einladen können.
Aber nicht alle fühlen sich sicher genug, um auf diese Weise über ihren Glauben Auskunft zu geben. Das ist auch nicht nötig – auch kleine Gesten verkündigen Gottes Menschenfreundlichkeit und Zuwendung: Ein kleiner Satz wie „Ich bete für dich“ oder „In der Kirche brennt eine Kerze für dich“ kann einen anderen Menschen tief berühren und Herzen öffnen. Das gleiche gilt für eine Postkarte mit einem Bibelvers oder einem ansprechenden Satz. – Internet-geübte Menschen verschicken solche Botschaften gerne auch über Social-Media-Kanäle. Auch das ist Verkündigung des Evangeliums – und Gott hat sicher nichts gegen solche Hilfsmittel einzuwenden.
Noch eine weitere Art gibt es, das Evangelium zu verkündigen: Handeln, wie Jesus gehandelt hätte. Das kann ein Trostwort sein, das ich einem verzweifelten Freund sage, zusammen mit einer Umarmung oder einem starken Kaffee. Das kann Hilfe beim Einkaufen oder bei Ämtergängen für die alte Nachbarin sein. Das kann ein versöhnendes Gespräch nach einem Streit sein, oder ein Protest gegen menschenverachtende Äußerungen im Internet.
Und dann gibt es noch die, die nicht gerne vom Glauben reden, aber umso lieber davon singen – von Gregorianik bis Gospel, von Bach bis Pop. Manch eine hat über die Kirchenmusik Zugang zur Gemeinde und zum Glauben gefunden. Nicht der schlechteste Weg also, das Evangelium zu verkündigen.
Reden und handeln nach Gottes Geboten – beides gehört im jüdischen wie im christlichen Glauben zur Verkündigung. Und beides ist uns als Christenmenschen aufgetragen. Einladend, begeistert und echt.