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“Es gibt bei Gott genug Grund, für die Schöpfung zu beten”

Am Samstag, 25. Januar, laden das Nürnberger Evangelische Forum für den Frieden (NEFF) und das Bündnis „Nein zur Flughafen-Nordanbindung“ um 15 Uhr zum 100. Schöpfungsgebet. Am Predigtstein am Kothbrunngraben im Bannwald nördlich des Nürnberger Flughafens treffen sich umweltbewusste Christinnen und Christen seit Juli 2008, um für den Schutz des Waldes einzustehen. NEFF-Geschäftsführerin Christine Mößner erzählt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd), wie es zu dem regelmäßigen Treffen kam und wofür sie heute beten.

epd: Frau Mößner, wie entstand das Schöpfungsgebet im Bannwald nordwestlich von Buchenbühl?

Christine Mößner: Im Mai 2008 waren wir vom NEFF in Niederalteich an der Donau, um mit dem ökumenischen Gebetskreis dort ein Schöpfungsgebet abzuhalten. Eine Zeit lang sind wir einmal im Jahr dort hingefahren. Zeitgleich entstand hier im Wald eine Aktion vom Bündnis „Nein zur Flughafen-Nordanbindung“, wo man weiße Kreuze an den Bäumen anbrachte, die für eine Trasse gefällt werden müssten. Dann lag es auf der Hand, dass wir hier vor Ort zum Widerstand gegen diese Straße beitragen wollen, also holten wir das Schöpfungsgebet in den Bannwald. Das allererste Mal haben wir uns am Bannwald-Denkmal in Kalchreuth getroffen.

epd: Der ursprüngliche Grund für Ihre Treffen, die Nordanbindung von der A3 zum Flughafen Nürnberg, ist weitgehend vom Tisch. Warum gibt es das Schöpfungsgebet immer noch?

Mößner: Sie ist leider noch nicht ganz weg, denn sie steht immer noch im Bundesverkehrswegeplan. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie kommt, ist tatsächlich sehr gering, worüber wir froh sind. Wir haben schon erwogen, ob wir aufhören wollen. Wir denken aber, es gibt bei Gott genug Grund, für die Schöpfung zu beten. Die Klimaveränderung, den überhand nehmenden Straßenbau – zum Beispiel das Autobahnkreuz zwischen A73 und A3, wo viel gerodet wurde. Wir haben auch immer wieder an Klimakundgebungen teilgenommen, von Fridays For Future und Christians For Future. Außerdem ist es ein wunderbarer Dreiklang aus Gebet, dem politischen Anliegen und der Gemeinschaft. Es gibt 30 bis 40 Leute, die immer wieder kommen und sich auch persönlich austauschen.

epd: Was ist das Besondere an einem Schöpfungsgebet im Wald?

Mößner: An diesem Platz hinter Buchenbühl stand eine der vielen uralten Eichen. Leider ist sie vor drei Jahren einem der Stürme zum Opfer gefallen. Jetzt haben wir diese große Baumscheibe, die inzwischen wieder bewachsen ist, unter anderem von Königskerzen. Das ist auch ein Symbol für vergehendes Leben, aus dem wieder Leben entsteht. Der Platz ist etwas Besonderes, an einer Wegkreuzung, wo wir einen Predigtstein aufgestellt haben. Ich fühle mich dort ganz eng mit der Schöpfung verbunden. Man spürt die Jahreszeiten und nimmt das Leben im Wald ganz bewusst wahr. Für mich ist es ein spiritueller Ort, der uns geschenkt wurde.

Das Konzept des Gebets ist, dass wir immer verschiedene Pfarrerinnen und Pfarrer, manchmal auch Laien, einladen. Die Andachten sind dabei so verschieden wie die Menschen, die sie halten. Oft haben wir Musik dabei, es wird gesungen und es gibt aktuelle Informationen dazu, was im Bereich Umwelt in Nürnberg los ist. Das Ganze dauert ungefähr eine halbe Stunde. Danach gibt es Kaffee und Kuchen im Gemeindesaal in Buchenbühl. Dieses Mal haben wir eine Musikerin mit Akkordeon dabei und die Bürgerinitiative und ich sprechen über die Geschichte des Schöpfungsgebets. (00/0179/21.01.2025)