Das zentrale Archiv des Münchner Erzbistums wächst: Inzwischen sind genau 250 lokale Pfarrarchive zentralisiert – zuletzt ist das Archiv aus der Pfarrgemeinde Prien am Chiemsee dazugekommen. Die zentrale Archivierung der Pfarrarchive sei ein wichtiger Beitrag zur Bewahrung schriftlichen Kulturguts von hoher gesamtgesellschaftlicher Bedeutung, sagte Johannes Merz, Leiter des Archivs und der Bibliothek des Erzbistums München und Freising, laut Mitteilung vom Dienstag.
„Das kirchliche Leben war schon immer ein bedeutsamer Teil des Dorfgeschehens“, sagte Merz weiter. Die Pfarrarchive reichten oft bis ins späte Mittelalter zurück. Die Papiere dokumentierten Angelegenheiten des Rechts, des Personals oder der Finanzen einer Pfarrei – und „bilden eine große Bandbreite und Vielfalt des Lebens längst vergangener Zeiten ab“. Laut Kirchenrecht müssen die Pfarreien ein eigenes Archiv vor Ort unterhalten oder die Dokumente an das Diözesanarchiv übergeben.
Eine anspruchsvolle Aufgabe, denn: Die Dokumente müssen registriert und geordnet werden, außerdem müssen sie sicher gelagert und dürfen nur den rechtlichen Bestimmungen nach genutzt werden. Rund ein Drittel der Pfarreien habe ihre Archive bereits ans zentrale Diözesanarchiv abgegeben. Die übrigen 500 Pfarrarchive würden meist von Ehrenamtlichen vor Ort oder von Verwaltungskräften des Erzbistums betreut. Im Diözesanarchiv sollen nun ausgewählte Dokumente online nutzbar gemacht.
Eine interessante Quelle ist etwa das 800 Seiten starke „Salbuch“ aus dem Pfarrarchiv Fürholzen von 1749/50. Der damalige Pfarrer hatte über alle Aspekte seines Amtes informiert – bis hin zur Bewirtschaftung des Pfarrhofs oder zum Umgang mit Dienstboten. Oder der liturgische Kalender aus Landshut-St. Jodok, der bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht, die Gottesdienste im Jahresverlauf festhält und auch historische Notizen enthält, etwa zu Unwetterschäden. Der Kalender sei daher wie ein Geschichtsbuch der Pfarrei. (00/2450/13.08.2024)