Ladislav Nemet, katholischer Erzbischof von Belgrad, wünscht sich eine zügigere Rückgabe beschlagnahmter Kirchengüter. Die Restitution von Besitz, der im Sozialismus vom Staat enteignet wurde, bleibe drei Jahrzehnte nach der Auflösung Jugoslawiens ein Problem, sagte der Geistliche in Belgrad im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Betroffen seien vor allem die nicht-orthodoxen Glaubensgemeinschaften des Landes. “Sie werden vernachlässigt”, so Nemet. Obwohl der Rückgabeprozess offiziell schon 2006 begann, habe die katholische Kirche bislang nur wenige ihrer Gebäude und Ländereien zurückerhalten. Die zuständige Behörde finde stets neue bürokratische Hürden. Über die Gründe könne man spekulieren; im Raum stünden politische Motive und Korruption im Verwaltungssystem.
Laut dem Erzbischof betrifft dies nicht zuletzt auch die Nachfahren deutscher Siedler: In der nordserbischen Diözese Zrenjanin etwa seien die Hälfte der Katholiken bis 1944 Deutsche gewesen, sogenannte Donauschwaben. “Hier wurden viele Kirchen beschlagnahmt, weil man sie als Faschisten behandelte – nicht als katholische, sondern als faschistisch-deutsche Gemeinde.” Um den Familienbesitz zu beanspruchen, müssten die Nachfahren heute beweisen, dass ihre Verwandten keine Kollaborateure des NS-Regimes waren. Der Prozess sei laut Nemet schwierig, aber möglich: “Man braucht einen Anwalt und viel Geld für die Einsicht in alle Archive.”
Der überwiegende Teil der Serben (85 Prozent) sind orthodoxe Christen. Katholiken und Muslime (5 bzw. 3 Prozent) sind religiöse Minderheiten mit umfassenden Freiheiten.