Dem Vorbild Jesu folgen – wie geht das? Bambergs Erzbischof Herwig Gössl gibt aus Anlass von Fronleichnam einen Rat.
Der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl hat die Gläubigen an Fronleichnam dazu aufgerufen, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Jede und jeder solle dem Vorbild Jesu folgen und sich selbst in die Not seines Nächsten hineinbegeben, sagte Gössl nach Angaben seiner Pressestelle am Donnerstag. “Gebt von dem, was ihr seid! Gebt euch selbst hinein in diese Notlage!” Auf diese Weise entstünden kleine Zellen gelebter Nähe und gegenseitiger Achtung, “in denen man sich gegenseitig im Blick hat”, und mit denen man zum Gelingen der großen Gemeinschaft beitragen könne.
Das Fronleichnamsfest ist Gössl zufolge ein Auftrag, dem Unfrieden auf der Welt nicht mit Rückzug und Resignation zu begegnen, sondern mit einer aus dem Glauben heraus gestärkten Nächstenliebe. “Wir sehen in den Nachrichten beinahe täglich Bilder von Verzweiflung, Wut und Hass”, sagte der Erzbischof. Es seien friedlose und trostlose Bilder, die die Sehnsucht nach Verständigung unter den Konfliktparteien und nach Beruhigung der erhitzten Gemüter wachsen ließen.
Wichtigste Voraussetzung für eine Annäherung sei es, “dass man einander in die Augen schaut und wahrnimmt, was den anderen bewegt”, so Gössl weiter. Es sei wichtig, dass man sich als einzelner Mensch nicht einer anonymen Masse gegenübersehe, sondern dass man sich als Teil einer Gemeinschaft verstehen könne, “in der man sich gegenseitig mit seinen Erwartungen, Hoffnungen und Ängsten erkennt”.
Dabei gehe es um mehr als symbolisches Handeln. Das Fronleichnamsfest verdeutliche, dass Gott durch die Eucharistie im Leben der Menschen einen Anker der Hoffnung geworfen habe, ergänzte der Erzbischof: “Er hat sich in unserem Leben festgemacht, damit wir bei all dem Traurigen und Schrecklichen, das uns umgibt, nicht verzweifeln, sondern mutig und von innen gestärkt immer wieder aufbrechen und in die Zukunft gehen.”
An Fronleichnam feiert die katholische Kirche seit dem 13. Jahrhundert die leibliche Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie.