Ein TV-Krimi gegen das Vergessen. Im neuen Frankfurt-“Tatort” ist vieles anders: Zum ersten Mal geht ein rein migrantisches Duo auf Verbrecherjagd. Mit ganz speziellen Fällen und mit einer Hommage an ein Terroropfer.
Mit gleich mehreren Neuheiten startet der runderneuerte Frankfurt-“Tatort” am Sonntagabend: Zum ersten Mal ermittelt ein rein migrantisches Duo in der Kult-Krimireihe. Edin Hasanovic und Melika Foroutan schlüpfen in die Rollen der Kommissare Hamza Kulina und Maryam Azadi.
Die zweite Neuheit: Sie rollen ungelöste Kriminalfälle neu auf, sogenannte Cold Cases. Das soll mehr Raum für die Perspektive der Opfer und Angehörigen bieten, sagte Foroutan im Doppel-Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): “Die Angehörigen haben zum Teil jahrzehntelang unter der Ungewissheit gelitten, was mit ihren Liebsten geschehen ist. Ihnen endlich diese Fragen beantworten zu können, ist ein emotionaler und berührender Moment. Wir hoffen, dass sich das auch auf die Zuschauer überträgt.”
Eine besondere Bedeutung habe auch der Name der Figur Hamza, ergänzte Edin Hasanovic. Er durfte den Namen selbst wählen und habe sich dafür entschieden – als Hommage an Hamza Kurtovic, eines der neun Todesopfer des rechtsextremistischen Anschlags von Hanau 2020: “Vielleicht ist es ein bisschen vermessen, aber ich wollte ihn künstlerisch am Leben erhalten.”
Im Vorfeld habe er auch mit Hamzas Vater Armin Kurtovic gesprochen und dessen Zustimmung erhalten. Hasanovic, der als Kind selbst Kriegserfahrungen machen musste, fühlt sich seiner Figur eng verbunden: Hamzas Biografie stehe für “tausende von Kindern aus Bosnien, aus Gaza, aus dem Jemen, aus dem Sudan, aus der Ukraine. Es macht mich stolz, diesen Kindern, die auf brutalste Art und Weise ihre Liebsten verloren haben, so einen großen Raum zu geben.”
Melika Foroutan ergänzte im KNA-Interview, Polizistinnen und Polizisten mit Zuwanderungsgeschichte seien längst Teil des deutschen Alltags. Dass dies nun auch im “Tatort” sichtbar werde, sei ein wichtiges Zeichen – gerade in einer Zeit, in der Stimmen wieder lauter forderten, Geschichten über Migranten hintanzustellen: “Deswegen kommt ein migrantisches ‘Tatort’-Paar genau zur richtigen Zeit.”