Die Jüdische Gemeinde in Hamburg organisiert die ersten Jüdischen Kulturtage in der Hansestadt. Vom 2. November bis zum 10. Dezember bieten über 40 Veranstaltungen einen Einblick in das Spektrum jüdischen Kulturlebens in den Bereichen Musik, Kunst, Literatur, Tanz und Theater, Film,
Religion, Geschichte, Stadtgeschichte und jüdisches Alltagsleben, wie die Organisatoren am Montag mitteilten. 30 Spielstätten sind beteiligt, das Stummfilmkonzert „Jüdisches Glück“ in der Elbphilharmonie bildet am 4. November (19.30 Uhr) den musikalischen Auftakt.
Mit dem gemeinsamen Erleben jüdischer Kulturveranstaltungen wollen die Organisatoren und ihre zahlreichen Kooperationspartner den Angaben zufolge ein Forum für Begegnungen schaffen und den Dialog zwischen nicht-jüdischen und jüdischen Menschen fördern. Durch diese Begegnungen werde ein besseres Kennenlernen möglich, wodurch Klischees und Vorurteile abgebaut würden, hieß es.
Die Veranstaltungen gliedern sich in sieben Sparten. In der Sparte „Religion/Judentum“ werden an Orten wie der ehemaligen Talmud Tora-Schule, der Synagoge Hohe Weide oder dem ehemaligen Israelitischen Krankenhaus Einblicke in das jüdische Gemeinde- und Alltagsleben geboten. Führungen und Gespräche, ein Schnupperkurs in Jiddisch, eine koschere Weinprobe und der Chanukka-Markt lüden zur Begegnung und zum Kennenlernen ein, hieß es.
Die Rubrik „(Stadt-)Geschichte“ beinhaltet unter anderem Spaziergänge durch das Jüdische Grindelviertel, einen Gesprächsabend über die Nachkriegsgeschichte persischer Jüdinnen und Juden in Hamburg im Institut für die Geschichte der deutschen Juden und die Ausstellung „Durch Kinderaugen gesehen: Schulhefte und Zeichnungen jüdischer Schülerinnen und Schüler vor 1945“ in der Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule.
Den größten Teil nähmen Veranstaltungen der Kategorie „Darstellende Künste“ mit Theater-, Tanz- und Filmvorführungen ein, teilten die Veranstalter mit. In einem Gespräch im ehemaligen Israelitischen Krankenhaus beispielsweise gehe es um „Jüdische Figuren in Filmen und Serien“. In Kooperation mit der Türkischen Gemeinde Hamburg werde eine Puppentheateraufführung für Kinder geboten. Das jüdische Puppentheater bubales sei auch für Erwachsene in einer politischen Comedyshow in den Hamburger Kammerspielen zu erleben. Ein weiteres Highlight sei die szenische Lesung „Zuhause bei Ida Dehmel“ im Dehmelhaus, an der Barbara Nüsse vom Thalia Theater mitwirke.
In der Sparte „Musik“ ist den Angaben nach an Spielstätten wie dem Rolf-Liebermann-Studio des NDR, dem Birdland und dem UWE, dem Ernst Barlach Haus und dem Goldbekhaus sowie in der Aula der ehemaligen Talmud Tora-Schule ein breites Spektrum an Konzerterlebnissen im Angebot. Dieses reiche von Jazz über Jewish Folk und Klezmer bis zu Werken jüdischer Komponistinnen und Komponisten wie Ursula Mamlok und Georg Kreisler.
Das Literaturhaus Hamburg, die Zentralbibliothek, das Warburg-Haus und die Staats- und Universitätsbibliothek bieten in der Sparte „Literatur“ Buchvorstellungen und Lesungen. Rafael Cardoso stelle das Leben des Hugo Simon vor, Adriana Altaras gestalte unter dem Titel „Besser allein als in schlechter Gesellschaft“ eine Weihnukka-Feier, hieß es.
In der Sparte „Bildende Kunst“ lädt die Hamburger Kunsthalle zu einem interreligiösen Dialog ein, bei dem zwei Kunstwerke aus der Sammlung des Hauses im Mittelpunkt stehen. Hier träfen islamische, christliche und jüdische Perspektiven aufeinander, informierten die Veranstalter.
Um Erinnerungskultur gehe es schließlich am 9. November, wenn die Jüdische Gemeinde in Hamburg und die Stiftung Bornplatzsynagoge zu einer Veranstaltung zur Reichspogromnacht auf den Joseph-Carlebach-Platz/Bornplatz einlüden.