In der ab 2019 aufgedeckten Affäre um Betrug und Bereicherung durch frühere Leitungspersonen der Arbeiterwohlfahrt (AWO)-Kreisverbände Frankfurt am Main und Wiesbaden sind die ersten Haftstrafen verhängt worden. Der frühere Frankfurter AWO-Abteilungsleiter und Chef der Sicherheitsfirma AWO Protect, Klaus R., ist vom Landgericht Frankfurt am Montag zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden, wie das Gericht mitteilte. Die Gründe seien 14 Fälle der Untreue, fünf Fälle der Beihilfe zur Untreue oder des Betrugs sowie vorsätzliche Insolvenzverschleppung.
Eine weitere Mitarbeiterin von AWO Protect wurde zu einer Freiheitsstrafe von elf Monaten auf Bewährung verurteilt. Bei beiden Verurteilten gilt wegen der überlangen Verfahrensdauer ein Monat als bereits vollstreckt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Die AWO Protect war damit beauftragt worden, zwei Flüchtlingsheime zu bewachen, die die AWO im Auftrag der Stadt Frankfurt betrieb. Die Stadt fordert in diesem Zusammenhang von der AWO Geld in einem Zivilverfahren zurück. Die früheren AWO-Chefs sollen durch überhöhte Personal- und Mietkosten der Stadt einen Schaden von mehr als 2,6 Millionen Euro zugefügt haben.
Im August hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt eine Anklage gegen die früheren zentralen Führungspersonen der AWO Frankfurt und Wiesbaden Jürgen Richter, Hannelore Richter und Murat B. erhoben. Ihnen werden 262 Straftaten vorgeworfen, darunter Untreue, unzulässige Kassenentnahmen, Betrug, Bestechung und Begünstigung. Mit der Anklageschrift wurde auch die Einziehung von Taterträgen in Höhe von insgesamt mehr als 2,5 Millionen Euro beantragt. Das Landgericht Frankfurt muss noch über die Eröffnung des Prozesses entscheiden.
Die AWO hatte nach Aufdeckung des „Systems Richter“ die frühere Führung entlassen. Der Kreisverband Frankfurt hat mit Aufarbeitung des Betrugsskandals im Februar 2023 die Gemeinnützigkeit ab dem Jahr 2020 zurückerlangt.