Artikel teilen:

Ermittler: Todesfahrer von Mannheim seit Jahren psychisch krank

Ein 40-jähriger Mann steuerte ein Auto in eine Mannheimer Einkaufsstraße. Zwei Menschen starben. Die Ermittler gehen davon aus, dass bei dem mutmaßlichen Täter “seit vielen Jahren eine psychische Erkrankung vorliegt”.

Der mutmaßliche Amokfahrer von Mannheim hat den Ermittlungen zufolge seit mehreren Jahren an einer psychischen Krankheit gelitten. “Es ist davon auszugehen, dass bei dem Tatverdächtigen seit vielen Jahren eine psychische Erkrankung vorliegt”, teilten Staatsanwaltschaft Mannheim und Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Mittwoch mit. Der 40-jährige Tatverdächtige habe sich in der Vergangenheit regelmäßig in ärztlicher beziehungsweise psychiatrischer Behandlung befunden, “zuletzt im vergangenen Jahr auch stationär”, hieß unter Berufung auf “umfangreichen ärztliche Unterlagen”.

Nach dem derzeitigen Stand der Ermittlungen gebe es “weiterhin keine Anhaltspunkte dafür, dass der konkreten Tat ein extremistisches oder politisches Motiv zugrunde lag”. Bei der Amokfahrt in der Mannheimer Fußgängerzone waren am Rosenmontag eine 83-jährige Frau und ein 54-jähriger Mann getötet worden. Ein Richter hatte am Dienstag Haftbefehl wegen zweifachen Mordes, versuchten Mordes in fünf Fällen und wegen Körperverletzung in elf Fällen erlassen. Die Anzahl der verletzten Personen habe sich inzwischen von 11 auf 14 erhöht, darunter befinde sich ein zweijähriges Kind, hieß es am Mittwoch. Vier Personen würden aktuell noch in verschiedenen Krankenhäusern behandelt.

Hinweise auf mögliche Kontakte des 40-jährigen Tatverdächtigen ins rechtsextreme Milieu im Jahr 2018 seien den Ermittlungsbehörden bekannt, hieß es. Soweit der Mann wegen eines Kommentars auf einer Social-Media-Plattform im selben Jahr wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen verurteilt worden sei, finde dies im Rahmen der Ermittlungen ebenfalls Berücksichtigung. “Abfragen bei verschiedenen Nachrichtendiensten führten allerdings zu keinen extremismusrelevanten Rückmeldungen”, so die Ermittler. Auch bei den bisher gesichteten Asservaten konnten demnach “bislang keinerlei Anhaltspunkte für eine extremistische Gesinnung des Tatverdächtigen gefunden werden”.

Die Rekonstruktion des “komplexen Tatablaufs” dauere an. Unter anderem sei in diesem Zusammenhang ein Taxifahrer vernommen worden. Er habe “nach aktueller Sachlage dazu beigetragen, den Tatverdächtigen an der Fortführung der Fahrt zu hindern”.

Ein weiterer Schwerpunkt der Ermittlungen liege in der Recherche von Aktivitäten, Kontakten, Freunden und Bezügen des Tatverdächtigen innerhalb von Social Media und Messenger-Apps. Ein Schriftstück mit verschiedenen mathematischen Formeln, das im Fahrzeuginnenraum gefunden wurde, befinde sich aktuell in der forensischen Auswertung.